Alle Briefe von Graf Battistello von Luang Prabang an Claire |
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I. Brief an Claire |
"Wir beide leben zu Beginn des dritten Jahrtausends. Es gibt Tage an denen
bedrückt mich dieser Gedanke, an den Meisten anderen hebt er mich empor und ich beginne
mich leicht und befreit zu fühlen."
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II. Brief an Claire |
"Die Feder kratzt ein wenig auf dem Papier und besänftigt meine Ungeduld.
Gewählt und geordnet sollen meine Worte in ihre Hände gelangen."
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III. Brief an Claire |
"Das ich die Freundschaft über die Liebe erhebe, könne meinem Egoismus entspringen,
darin kann ich ihnen, bis heute noch nicht zustimmen."
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IV. Brief an Claire |
"Ich rufe mir all die Wunder ins Gedächtnis, die Menschen in so vielen Jahren vollbracht haben,
nicht zu Letzt auch die Wunder in der Literatur. Sie sollen mir zur Hilfe kommen, gegen eine Erkenntnis,
mit der ich nicht weiter Teil dieses Planeten sein möchte, würde ich sie erst akzeptieren!"
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V. Brief an Claire |
"Ihre Briefe sind wie fallendes Laub bei mir eingetroffen, so zahlreich und auch an die Vergänglichkeit gemahnend.
Jene Vergänglichkeit die unseren ersten Atemzug schon umschließt."
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VI. Brief an Claire |
"Sie kennen meine Vorliebe für das Kaffeehaus und mein eintauchen in Gesichter und Bewegungen anderer
Menschen und wie leicht es mir fällt eine ganze Lebensgeschichte zu einem Menschen zu erfinden,
der meine Aufmerksamkeit erregt."
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VII. Brief an Claire |
"Meine Augen waren auf Zeilen gefallen die vor 160 Jahren von einem Menschen gedacht
und aufgeschrieben wurden. Dieser Mensch war der Philosoph Ludwig Feuerbach."
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VIII. Brief an Claire |
"Ich staune über die Sätze, die dem Kind, dass ich einst war, so wichtig waren,
dass es sie aufschrieb und ich erinnere mich, dass dieses Kind das ich war oft Stunden
damit zugebracht hat. Welch eine Energie - Verschwendung war es nie."
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IX. Brief an Claire |
"Das Laub vom vergangenen Herbst unter den Eichen, scheint mir plötzlich
wie Briefe aus dem Totenreich und mir wird kalt, im Wintergarten, hinter den
dicken Scheiben. Vielleicht schaut einer der Gegangenen zu mir herein und beneidet
mich, um das Blut das durch meine Adern fließt, um die Behaglichkeit eines warmen Zimmers."
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X. Brief an Claire |
"Die Tage gehen blicklos durch mich hindurch. Es ist als habe ich das Sehen verlernt.
Als wäre es mir abhanden gekommen wie die Lesebrille, ein Feuerzeug, die linke Socke,
oder schlimmer noch – das Buch welches ich gerade lese."
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XI. Brief an Claire |
"Wo aber sollen wir unsere Gedanken besänftigen, wenn wir immer nur eilen und mit dem Flugzeug unsere Ziele erfliegen?"
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XII. Brief an Claire |
"Nur was wir festhalten wollen stirbt zwischen unseren Fingern und das gilt auch für die Worte."
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XIII. Brief an Claire |
"Nennen sie es nicht Flucht, von dort komme ich gerade"
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