K | R | I | E | G | S | T | A | G | E | B | U | C | H |
Das Kriegstagebuch aus der Entfernung, ist ein offenes Mitschreibprojekt. Wer sich mit einem Beitrag daran beteiligen möchte schickt ihn (mit Datum unter dem gepostet werden soll) via E-Mail an KLick hier. |
19. März 2003
London Heathrow Airport, Dienstag
morgen: Ziemlich viel Polizei unterwegs, aber es wirkt nicht übermäßig
martialisch. Ich irre eine Weile herum, bis ich den richtigen Bus finde
und fahre dann aus Unwissenheit schwarz. Erst beim Aussteigen bemerke ich,
daß ich für die paar hundert Meter bis zum Hotel hätte
drei Pfund bezahlen müssen. Und noch später erfahre ich, daß
es in der Tat einen Bus gegeben hätte, der kostenlos gewesen wäre,
aber das sagt einem ja keiner.
In der Hotelhalle tummeln sich
Airline Crews in Uniform. Ich checke ein.
Auf meinem Zimmer begrüßt
mich der Fernseher recht herzlich und wünscht mir einen angenehmen
Aufenthalt. Und dann erzählt er mir noch ein wenig von der Debatte
im Unterhaus, wo der Premier gerade seine Leute auf den Krieg einstimmt.
Ich schalte ihn aus und gehe
aufs Klo. Das Bad ist voller Spiegel. Ich komme mir ziemlich beobachtet
vor. Und die Fläschchen in der Minibar sind elektronisch gesichert,
so daß schon das Anschauen Geld kostet. Dafür liegen überall
kostenlose Exemplare der „Times“ herum, und da drin steht, daß es
bald Krieg gibt.
Ich werfe mich in Schale und
gehe zu der Tagung wegen der ich ja schließlich hier bin. Vorträge,
Reden und Präsentationen, Kaffee, Croissants und Mittagsbuffet, Händeschütteln,
Smalltalk und freundlich lächeln, noch mehr Reden und dann Abendessen.
Das Menü klingt ziemlich poetisch und schmeckt nach teurem Restaurantessen.
Unmittelbar nach dem Dessert ziehe ich mich zurück.
Der Fernseher erzählt mir,
daß ich zwischen zwei kostenpflichtigen Pornokanälen wählen
kann. Oder doch lieber die Nachrichten auf BBC?
Im Unterhaus hat unser Premier
seine Abstimmung gewonnen und der amerikanische Präsident sagt, daß
es bald losgeht.
Aber in der „Times“, die frühmorgens
vor meiner Zimmertür liegt steht, daß noch Friede herrscht.
Ein paar Stunden später
sitze ich in der Tube auf dem Weg in die Innenstadt. Draußen ist
Frühling. Blauer Himmel. Blühende Narzissen. Einkaufsgewusel
auf der Oxford Street. Ein klassisches Konzert im Foyer der National Galery.
Draußen in der Charing
Cross Road ein Zeitungsstand. Mein Blick fällt auf die Schlagzeile
des „Evening Standard“: DER KRIEG HAT ANGEFANGEN!
Ein Fernsehteam filmt die Auslage
und die erschrockenen Passanten.
Ein oben offener Doppeldeckerbus
fährt vorbei – einer von jener Sorte, mit denen Touristen zu Stadtrundfahrten
herumgekarrt werden. Dieser aber ist Saddam-Plakaten dekoriert. Oben, auf
der Aussichtsplatform skandieren Leute irgendwelche Parolen.
Am Kriegerdenkmal gegenüber
St. Martin in the Fields stehen schwarzgewandete Frauen und halten Mahnwache.
Burkhard Sonntag//England | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
20. März 2003
Der Tag X.
Es ist wahr. Es ist Krieg.
Mir wird klar, dass ich bis zu
diesem Moment immer noch an die Vernunft geglaubt habe. Daran geglaubt
habe, dass die Protest an vielen Orten auf der Erde nicht wirkungslos bleiben
könnten. Bis zu diesem Moment habe ich daran geglaubt, dass dieser
Krieg nicht wahr werden würde, drohend, von einem Ultimatum bis zum
nächsten, doch so funktioniert die Wirklichkeit nicht.
Der Tag X.
Ich habe dieses Wort zum ersten
Mal in einer Mailingliste gelesen. Alle Themen wurden fallen gelassen und
nur noch das eine Thema Platz und Raum einnahm.
Der Tag X.
Am Abend erste Nachrichten via
Mail.
Ich denke an die Menschen in
Bagdad.
Ich weiß nicht was ich
denken soll.
Heute abend bekomme ich Besuch, ich bin froh nicht allein zu sein und mit Menschen reden zu können, ich weiß wir werden über den Krieg reden. Ich muss meinen Unglauben, an dem was geschieht, einfach gespiegelt sehen.
In der Nacht donnert es ungewöhnlich
ausdauernd und etwas fern. Natürlich denke ich an Bomben, einen Moment
frage ich mich sogar ernsthaft ob ich sie wirklich hören könnte.
Ich denke an die Menschen, die
Bomben in dieser Nacht wirklich hören, in dieser ersten Nacht, die
eine Kriegsnacht ist.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Gegen 19.00 Uhr. Baghdad in der
Abenddämmerung. Lifebilder auf allen Kanälen. Lichtblitze, Abwehrfeuer
gegen die US-Raketen. Und ich sitze bequem im Sessel und schaue wie im
Kino zu. Diesmal gibt es viele Kameras in Baghdad. Die Bilder sind besser,
schärfer. Nicht nur helle Blitze und Leuchtspuren auf einem grünlich
leuchtenden Bildschirm. Man sieht die Stadt, sieht die Gebäude, sieht
die Straße - die Raketen blitzen wie Feuerwerk zu Silvester.
Die Kinolifeschaltung im Fernsehen
rückt uns den Krieg in der Ferne ganz nah.
1973 habe ich den Krieg "echt"
erlebt. Ende September kam ich nach Jerusalem, um dort meine halbjährige
Wahlpflichtstation als Jurareferendarin bei einem Rechtsanwaltsbüro
abzuleisten. Ich hatte mich mitten in der Altstadt im Hospiz der Lutheraner
einquartiert, das ich von früher kannte. Dort gibt es von der Höhe
den besten Blick über die Altstadt zum nahen Felsendom und seine goldene
Kuppel.
An Jom Kippur wollte ich wie
viele andere Touristen zur Klagemauer ziehen und die Gebetszeremonien und
-tänze der orthodoxen Juden (Rabbinerschulen) ansehen. Es war noch
heiß. Mittags legte ich mich hin, hielt Siesta. Plötzlich das
Heulen einer Sirene - was einmal eine Sirene war. Der Ton dünn, rostig,
brach bald ab. Das war's.
Irgendwann kamen Leute und erzählten
von Krieg. Die Ägypter hätten die Grenze überschritten.
Keiner wußte genaues. Ich hatte ein kleines Taschenradio dabei. Mein
Hebräisch war noch nicht gut genug für die Nachrichten. Irgendwann
kam schwach BBC herein. Ja, es sollte Krieg geben.
Ringsum, in Jerusalem, war alles
friedlich. Wir glaubten es nicht, zogen zur Klagemauer. Überall Soldaten.
Die Schüler der Yeshives waren schon versammelt, sangen. Soldaten
ließen uns nicht auf den Platz. Sie schickten uns nach Hause. Auch
die frommen Beter. Erst da fing ich an, den Krieg für Wahrheit zu
halten. Am Abend wurde es dem letzten klar: überall Verdunkelung.
Kein Licht, keine Laternenlichter. Keine Reklameleuchten. Ich dachte nur
an meine Eltern, die sich in Deutschland fürchterliche Sorgen um mich
machen würden. Ich versuchte, sie anzurufen. Alle Ämter natürlich
geschlossen. Es war ja auch Feiertag. Am nächsten Tag kam ich nach
langem Warten durch.
Meine Eltern wußten mehr
über den Frontverlauf als ich. Sie sahen die Bilder und Karten im
Fernsehen. Ich hatte nur mit schlechtestem Empfang die BBC-Nachrichten
und den israelischen Englischsender. Die Zeitungen - alle Ausgaben am nächsten
Tag gekauft - beruhigten. Israel schlug die arabischen Invasoren überall
zurück. Ich hatte volles Zutrauen zum israelischen Militär. Fünf
Tage später beschrieben die Zeitungen genauer, von welchen Positionen
sie die Araber zurückgeschlagen hatten. Auf diese Weise erfuhr ich,
wie weit die Invasoren schon gekommen waren. Und all die Nachrichten in
den Tagen davor Lüge und Beruhigung der Bevölkerung.
Ich war mitten im Krieg und bekam
kaum etwas davon mit. Nur die gedrückte und gespannte Atmosphäre
überall. Das Warten auf die vollen Stunden mit den Nachrichten. Später
auch in Hebräisch. "Ve sehu sof haChadaschot". Der Satz, der das Ende
der Nachrichten ankündigte, klingt mir immer noch in den Ohren.
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
An diesem Tag empfand ich Wut
und helle Empörung, dass eine kleine Gruppe von arroganten Männern
einfach bestimmt, was in der Welt geschehen soll. Dass sie die Macht haben
über Leben und Tod. Und ich empfand bis in die tiefste Seele hinein,
wie falsch es ist, einzelne Menschen in diesem Masse mächtig
werden zu lassen. - Ich wollte wissen, wie es überhaupt dazu kommen
konnte, dass das Feindbild dieses Menschen ihn ermächtigte, in einer
Weise vorzugehen, wie es dem heutigen Entwicklungsstand der Menschen in
keinster Weise mehr angemessen ist.
Und ich war verzweifelt über
die Ränkespiele, welche dem ganzen Drama vorangegangen sind!
Wir werden intensiv darüber
nachdenken müssen, wo die Ursachen
für derartige Entwicklungen
liegen.
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Für den frühen Nachmittag
ist eine Demonstration gegen den amerikanischen Angriff auf Irak angesagt
worden.
Mich friert bei dem Gedanke,
daß der Schulbus mit dem fünfjährigen Sohn in der Menge
stecken bleibt.
Wenn wenigstens die ältere
Schwester bei ihm wäre. Ausgerechnet heute hat sie zwei Stunden später
aus.
Gefangen in meinen Ängsten
wandle ich unruhig in den Räumen umher.
Schaue abwechselnd auf die Uhr
und ausländisches TV, ob eine Meldung über die Lage in Kairo
gesendet wird.
Wanda Lehmann //Kairo | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
21. März 2003
Wo es mir die Sprache verschlägt,
schaue ich was zeitgenössische Autoren im online Tagebuch zu sagen
haben. Ich lese die Einträge im Tagebau.
Mehr möchte ich heute nicht
lesen, ich möchte selbst denken. Versuchen zu begreifen.
Spuren gibt es genug, ich möchte
sie zu einem Mosaik machen, dessen gesamt Bild ich erkennen kann und (falls
es möglich ist) verstehen.Bilder von Menschen auf der Flucht, kommen
ungerufen mitten am Tag.Sie werden von meinem Gehirn erzeugt, wobei es
zurück greift auf alte Bilder von Flüchtenden. Es ist kein Unterschied,
zwischen diesen Bildern in meinem Kopf und den wirklichen. Die Schrecken
gleichen sich immer.
Es zieht mich nicht zum Fernesehen
hin und es liegt nicht daran das ich keinen Anschluss an einen Satelliten
habe. Ich könnte die Bilder bei Freunden sehen, doch wozu. Ich erspare
sie mir bewusst, auch deshalb weil sie über CNN kämen.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Wir haben die Gewissheit,
dass sich unzählige Menschen auf der ganzen Welt schrecklich fühlen
bezüglich dessen, was jetzt vor sich geht.
(Ich hatte gestern den ganzen
Tag über Bauch-und Magen-Krämpfe, sollte mich mit andern Frauen
treffen und zwei davon fühlten sich noch elender,Migräne, Bronchitis)Es
ist furchtbar schwierig, sich weder emotional noch mental von den Ereignissen
zu distanzieren und dennoch müssen wir es irgendwie schaffen,uns selber
obenauf zu halten und einfach weiterhin für die Realisierung der Gegenkräfte
stark zu machen.
Unsere eigene Innenwelt muss
Kraftzentrum bleiben um auch weiterhin Wirkung zeigen zu können.
Die Desinformationen und widersprüchlichen
Nachrichten wecken von alleine eine innere Abneigung, welche uns helfen
wird, ihnen nur den Platz in unseren Hirnen einzuräumen, der ihnen
gebührt.
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
22. März 2003
Alle Wege führen zum Krieg.
In der Zeit lese ich eine Buchbesprechung: „Moskau, 11. März 1985“
von Maria Huber. Am Ende heißt es dort: „Heute, zwölf Jahre
später, ist der russische Präsident Wladimir Putin ein enger
Verbündeter Washingtons im Kampf gegen den Terror, ja gar ein persönlicher
Freund des US-Präsidenten. Der von Maria Huber eindrucksvoll beschriebene
Zerfall der Sowjetunion ist eine der Voraussetzungen dieser Freundschaft.“
Alle Wege führen zu Amerika,
zum Irak, zum Krieg. Der Rest geschieht zur Zeit nicht, oder hält
den Atem an.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Was ist Terror? Schrecken. Terroristen sind Leute, die anderen Furcht und Schrecken einjagen wollen. In diesem Sinne die Aktion der Bushregierung im Irak: Shock and Awe. Schock und Schrecken. Awe: auch so eine Umschreibung wie Kollateralschaden. Viktor Klemperer (LTI) lässt grüßen.
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
23. März 2003
„Eindrucksvoll beschriebene Zerfall.“
Wie kann man eindrucksvoll über
einen Zerfall schreiben, wie kann man eindrucksvoll über einen Krieg
schreiben. Dieser Krieg zeigt wieder einmal mehr, was die Medien vollbringen
können. Auch wenn ich immer noch keine Bilder in irgend einem Fernsehen
gesehen habe. Ich lese von Menschen die Bilder sahen und darüber schrieben.
Ich lese, halte den Atem an und
habe manchmal das Gefühl der Unwirklichkeit.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Drei junge Männer rufen mir
nach: „Ihr bombardiert Irak!“
Ich wende mich, die prallen Einkaufstaschen
in den Händen, ihnen zu und erwidere: „Ich mag es nicht, wenn man
hinter meinem Rücken tuschelt."
"Habt ihr etwas zu sagen, sagt
es mir ins Gesicht.“
Der jüngste entschuldigt
sich umgehend. Der mit der Strickmütze, den weiten Hosen wie aus einer
Boygroup entwichener Alpha-Typ, kommt erst recht in Fahrt. Nochmals schreit
er provozierend: „Ihr bombardiert Irak!“
Kurz überlege ich, ob ich
ihm meinen ägyptischen Paß unter die Nase halten oder ihm erklären
soll, daß ich aus der Schweiz komme, was er mit Schweden verwechseln
oder zu Deutschland annektieren wird.
Ich könnte dem jungen Herrn
natürlich
auch nahelegen, sich bei Hosni zu beschweren, der die amerikanischen Schiffe
durch den Suez-Kanal fahren läßt.
Vorerst genügen ein warnender
Blick und ein entschlossener Schritt in Richtung der Draufgänger,
um sie zu vertreiben.
Wanda Lehmann //Kairo | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
24. März 2003
Caus Belli / Kriegsgrund
Sie lesen gute Bücher und
zitieren sie, aber
kennen
Keine andere Sprache als den
Antrieb der
Raketen
Unsere ehrlichen Gespräche
gehen unter,
doch bleiben unzerstört;
Wahlen, Geld, das Empire, Öl
und Dad
Andrew Motion//England | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
25. März 2003
Die Stimme die bis die mir auf
der Strasse entgegen kommt, erscheint mir selbstgerecht und etwas zu schrill.
Sie kommt aus einem Fernseher, der erste dieser Tage für mich. CNN
steht in einem Balken unter der Reporterin, der Hintergrund ist der eines
Studios, kein Kampfgeschehen. Einige Touristen kleben gebannt auf ihren
Stühlen, rings um sie ist alles vergessen. Faszination, oder Betroffenheit,
im Vorbeigehen ist das schwer zu erkennen.
Ich erwäge kurz stehen zu
bleiben, doch ich stelle fest das ich jetzt keine Kriegsbilder sehen möchte.
Ich will sie nicht heranlassen, ich könnte mitten unter ihnen stehen
und zu weinen beginnen. Die Angst vor der Lächerlichkeit vermischt
mit der Angst die ich vor den Bildern habe, lässt mich entschlossen
weiter gehen.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Ach Enno,
sag nix. Mir liegt der Krieg
und unsere Mistwirtschaft induLa im Magen, meine Zähne tun weh, dichten
geht nicht, nur noch langweilige und giftige Essays schreiben, um seinen
Ärger und seine Enttäuschung über die versammelte Dummheit
dieser Staatsmänner und -frauen, die uns gerade regieren, irgendwie
zu verarbeiten.
Ach Enno,
sag nix. Die Geschäfte gehen
zäh bis scheiße, ich habe eine Erkältung gefangen, und
das Wetter ist so toll und voller Frühling, und ich find Alles zum
Kotzen. So was Blödes, man sollte sich nicht so ernst nehmen und durch
das Leben ankränkeln lassen.
Ach Enno,
sag nix. Wäre ich doch nur
ein wenig souveräner. Wäre ich abgeklärt und würde
verstehen. Wäre ich hoffnungsfroh und zufrieden. Wäre ich nur
erwachsen und weise.
Ach Enno,
sag nix. Nur wäre ich das
Alles, wäre ich wahrscheinlich tot. Und das wäre mir nun doch
zu bald. Ein paar Jährchen Wut, Zorn und Ärger müssen schon
noch sein. Denn Glück, Stolz, Hoffnung, Erfolg, sie sind eben nicht
kostenlos. Und wir haben nur ein Leben. Dieses. Und alles Andere ist alles
Andere. Und höchstens Glaube.
Also, Enno,
sag nix. Ich sag auch nix. Nix
mehr. Laß uns einfach weitermachen. Weiterkämpfen mit unserer
eigenen und der Unvollkommenheit dieser verdammten, schönen, einzigen
Welt. Denn das ist der einzige Kampf, der uns und die Welt am Ende weiterbringt.
Alles Liebe und Gute Dein Werner
Werner Theis | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Von eingebetteten Objekten zu
eingebetteten Journalisten: Windows definiert eingebettete Objekte(OLE)
so: Daten (Objekte), die in einer Quelldatei enthalten sind und in eine
Zieldatei eingefügt werden. Sobald das Objekt eingebettet ist, wird
es zum Bestandteil der Zieldatei.
Die Definition von JLE ist also:
Journalisten, in die Army eingebettet werden. Sobald die Journalisten eingebettet
sind, werden sie zum Bestandteil der Army.
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
26. März 2003
An der Tür die Wasserlieferanten,
einer von ihnen trägt ein T-Shirt mit dem überlebensgroßen
Kopf Bin Ladens, ich könnte ihn schütteln. Kurz ist der
Funke der Wut und ich denke er weiß es nicht. Es macht nicht einmal
Sinn ihm zu erklären, weshalb das T-Shirt eine Beleidigung für
viele ist.
Erst später: Wenn ich ihm
ein anderes gegeben hätte, hätte er vielleicht getauscht.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Ein Sandsturm färbt die Bilder ein. Vergilbte Fotos, der Krieg schreibt Geschichte in die zukünftigen Geschichtsbücher.
Sergio Grous | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Die Römer hatten ihr Vergnügen bei Brot und Spielen. Gladiatoren, die gegen wilde Tiere kämpften und im Zweikampf sich gegenseitig abschlachteten. Es befriedigte die martialische Sensationsgier der Massen. Wir brauchen keine Spiele in den Arenen. Wir sind per TV online bei den Kriegszügen dabei, hören live die Einschläge der Bomben und Raketen, wir sehen die Verwundeten und Leichen auf dem Bildschirm. Was will Sensationsgier mehr!
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
27. März 2003
Was im besonderen die Bilder in
unseren Fernsehprogrammen betrifft, welche ich bei meinen spärlichen
Fernseh - Sitzungen mir überhaupt ansehe...da kann ich nur sagen,
dass sie mich sehr betroffen machen. Ich glaube nicht mal, dass sie auf
Sensation ausgerichtet sind und empfinde sie dennoch als schrecklich. (So
ist eben Krieg, auch wenn er durch die Medien "aufbereitet" wird...)
Angefangen bei den schrecklich
künstlich wirkenden grünen Bildern in der Anfangsphase des Krieges,
- sie hatten etwas ästetisierendes, so kam es mir vor, als wollten
sie vortäuschen, dass alles nicht so schlimm sei.
Was aber schlimmer war, das waren
die jungen Gesichter der wenigen Soldaten, welche in Nahaufnahme in ihrem
gegenwärtigen Alltag gezeigt wurden. Mein Mutterherz wird abgeschnürt,
wenn ich sehe, was mit diesen noch unreifen Menschen geschieht, das schreckliche
Empfinden von Missbrauch steigt in mir auf, Missbrauch an Leib und Seele
für niedere Zwecke.
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Ich dachte nie...,
Ich wußte nicht...,
Ich ahnte nicht....
Ich dachte nie, das so etwas möglich
wäre!
Ich wußte nicht, das sich
eine Nation über den Sicherheitsrat setzten würde!
Ich ahnte nicht, niemals, das
jemand, ohne die Mehrheit einen Krieg anfangen würde.....
Wofür gibt es diese Gemeinschaft?
Falsch gedacht, gewußt, geahnt!
Seit beschützt
Mutav (alias Loki) | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
"Der Tag X.
Es ist wahr. Es ist Krieg."
Viele haben daran geglaubt, daß
es den Tag X nicht geben würde. Ich nicht. Denn der Krieg beginnt
in den Köpfen von Tröpfen, über die Spiegel online heute
folgendes berichtet:
______________________________________
Schon vor Kriegsbeginn schaltete
der frühere Arbeitgeber von US-Vize-Präsident Cheney im großen
Stil Personalanzeigen für Jobs in Zentralasien.
New York - Am neunten Februar
- mehr als einen Monat, bevor die ersten US-Raketen in Bagdad einschlugen
- tauchte in der "Chicago Tribune" ein umfangreiches Stellenangebot auf.
Die Halliburton-Tochter KBR Government Operation suchte Spezialisten für
Kraftwerke, Wasseraufbereitung, Löscharbeiten, Projekt-Management
und für dutzende weitere Sonderbereiche in der "zentralasiatischen
Region". Auch Stellen in der Wäscherei, Versorgung, Sicherheit, sowie
im Flug- und Wetterdienst bot KBR an. Das Unternehmen richtet sich offenbar
auf einen längeren Aufenthalt ein.
Halliburton wies direkte Zusammenhänge
zum Irak-Krieg zurück. In der Anzeige gehe es nicht um Mitarbeiter
für einen speziellen Job, sagte Konzernsprecherin Wendy Hall gegenüber
"CNNMoney".
__________________________________________________
Ei freilich. Dies und vieles mehr ist nur ein Zufall - wie all die anderen Zufälle, die seit dem 11. September 2001 die Gesetze der Wahrscheinlichkeitsrechnung außer Kraft setzen, als hätte Gott persönlich beschlossen, die ganze Welt auf den Kopf zu stellen. Und genauso ist es auch; denn George W. Bush ist die Inkarnation Gottes auf Erden. ER weiß, daß es keinen Zufall gibt; und alle, die an IHN glauben, sehen nun mit hl. Freude, wie sich die Weissagungen der Bibel erfüllen und Babylon untergehen wird. SEIN Wille geschehe. Denn wahrhaftig und gerecht sind SEINE Gerichte, daß er die große Hure verurteilt hat, welche die Erde mit ihrer Unzucht verderbte, und hat das Blut SEINER Knechte von ihrer Hand gefordert.
Tja, nun bluten SEINE Kriegsknechte, weil ER es will; es bluten die Knechte des Satan Hussein; und wir erleben die Apokalypse am Bildschirm, live und in Farbe. Big Brother, this time for real. Life is stranger than fiction.
Ich gehöre nicht zu denen, die von alledem überrascht sind; und das habe ich Uschel zu verdanken: meiner einstigen Schulfreundin, durch die ich vor 35 Jahren mit jenen Evangelikalen in Berührung kam, die seit jener alles daran gesetzt haben, den Endkampf des Guten wider das Böse zu inszenieren. Das fand ich stets gruselig; und also habe ich die Bibel zu lesen begonnen und bald als eine self-fulfilling prophecy empfunden: bis ich zu Beginn der 80er Jahre meinen Freunden sagte, daß die gesamte Menschheit auf eine kollektive Endzeitpsychose zusteuere. Davon handelt mein noch vor dem 11. September 2001 geschriebener Roman; und inzwischen ist die apokalyptische Vision, mit der er endet, Realität geworden: denn es ist den Apokalyptikern gelungen, sich ihre Feinde in Gestalt von Schurken wie Osama Bin Laden und Saddam Hussein heranzuzüchten, um in den Endkampf ziehen zu können, der just so verlaufen soll, wie ihn Billy Graham auf seiner Website schildert.
Wer (so sage ich seit Jahren unentwegt) wissen will, wohin sich die Menschheit entwickeln wird, der lese die Bibel und dazu psychiatrische Fachliteratur, speziell solche über das Borderline-Syndrom. Oh! ich kann mich noch gut daran erinnern, als einer, der fleißig die taz las, mich anschnauzte, ich solle endlich aufhören mit meinem dummen Gerede. Auch er wird bis zuletzt nicht daran geglaubt haben, was nun im Nahen Osten inszeniert wird. Ich aber habe daran geglaubt, so wie George W. Bush und Millionen Amerikaner daran glauben, was Billy Graham ihnen stets gepredigt hat: "The Bible plainly forecasts the coming of yet another great war. It will be a war to eclipse anything the world has ever seen. It will embrace most of the nations of the world; and its focal point will be in the Middle East, where the armies of the world will some day deploy themselves, centering at Mount Megiddo. This great war has been called the battle of Armageddon. In the midst of this terrifying war that could destroy civilization the Lord Jesus Christ will return to this earth in glory and power to judge the nations of the world and set up His own glorious kingdom."
Ist es ein Zufall, daß die religiöse Rhetorik von gestern die politische Rhetorik von heute ist? Wer's glaubt, wird selig. Wer's aber noch immer nicht glauben will, der lese Die Dialektik der Aufklärung von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. Denn wir erleben gerade, wie die Ideale des Alten Europa, auf denen die amerikanische Verfassung gründet, in die Borderline-Barbarei der Offenbarung des Johannes umschlagen. Wie tönte doch Rumsfeld vor zwei Tagen? Der Krieg im Irak sei ein Akt der Humanität.
Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!
Hella Streicher | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
"Philosophie "im Angesicht der
Verzweiflung", schreibt Adorno zum Ende der "Minima Moralia" "wäre
der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung
aus sich darstellten. Erkenntnis hat kein Licht, als das von der Erlösung
her auf die Welt scheint." Geprägt ist dies vom messianischen Gedanken
des Judentums: der Idee der noch ausgebliebenen Erlösung, die anders
als das christliche Weltbild nicht die Entwerdung irdischen Glücks,
sondern deren Schönheit in Erwartung der Erlösung verteidigt.
Auch im Abbild der vollendeten
Negativität, des total zerstörten Lebens, taucht in der Spiegelschrift
ihres Gegenteils das Glück auf.
"Vernunft", schreibt Adorno,
"kann es nur in Verzweiflung und Überschwang aushalten." Und weiter:
"Was wäre Glück, das sich nicht mäße an der
unmessbaren Trauer dessen was
ist?" Und noch dialektischer: "Die Kraft zur Angst und die zum Glück
sind das gleiche, das schrankenlose, bis zur Selbstpreisgabe gesteigerte
Aufgeschlossensein für Erfahrung." Das Elend der Welt zu erfahren,
um darin die kleinsten Körnchen Glück aufzufinden, und sich nicht
vor ihm zu verkriechen, ist nicht nur für Intellektuelle zwingend,
sondern für alle, die den Gedanken an Erlösung nicht aufgeben
wollen. Oder können"
zitiert aus einem Artikel von
Ulf Poschardt (Welt
am Sonntag)
Claudia Klinger | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Der achte Kriegstag.
Langsam erwache ich aus der Erstarrung
der ersten Tage. Kann auch wieder andere Gedanken an mich heranlassen.
Freue mich am ersten echten kretischen Frühlingstag, nach dem verregneten
Winter.
So schwer, in Worte zu fassen
wie ich mich fühle. Jemand hat mir den Weltbildteppich gewaltsam unter
den Füßen weggezogen. Hier liege ich nun am nackten Boden und
versuche wieder aufzustehen.
Wie ist es möglich, das
ein Staat im Alleingang tut was er will?
Wo ist die Demokratie geblieben?
Hat es sie je gegeben?
Wem kann ich glauben?
Anfangs versuche ich über
die Berichterstattung diverser TV-Kanäle mir ein Bild zu machen.
Suche nach Antworten, nach nichtvorhandener
Objektivität.
Je länger ich suche, desto
mehr verliert sich die Wahrheit.
Ganze Völker beeinflußt
von Propaganda, jahrelang ohne Möglichkeit der Objektivierung.
Alle sind betroffen, alle verstrickt
in den langen Armen der jeweiligen Landesgeschichte.
"Wer sind denn die bösen
Soldaten, Mama?" fragt mich mein 5einhalbjähriger Sohn.
Was soll ich ihm antworten?
Sabine Rosnau-Damanaki//Kreta | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
„Die gefährlichste Weltanschauung
ist die derjenigen, die sich die Welt noch nicht angeschaut haben“.
Das Zitat von Alexander Humboldt
trifft dieser Tage wohl auf keinen mehr zu als auf den Präsidenten
der Vereinigten Staaten. Er, der jahrelang als Gouvaneur von Texas hauptsächlich
damit beschäftigt war, Todesurteile zu unterschreiben, hat bis vor
seiner umstrittenen Wahl nichts von der Welt gesehen. Erst während
des Wahlkampfs bereiste er andere Länder. Auf ein Verständnis
für fremde Kulturen, deren Wertvorstellungen und Gesellschaftsstrukturen,
unterschiedliche Verhaltenskodizes und Denkweisen kann er schon deshalb
nicht aus seinem Erfahrungshorizont zurückgreifen. Er, der seine Präsidentschaft
als „Teil eines göttlichen Planes“ sieht und der durch einen „göttlichen
Auftrag“ in den Krieg getrieben wird, unterscheidet sich in seiner Rhetorik
seinem Gegenüber Saddam nur unwesentlich.
Dies mag nach Stammtischvokabular klingen. Wer jedoch genauer hinhört, der wird unweigerlich Parallelen in der Argumentation zur Rechtfertigung des Vietnamkrieges feststellen. Auch damals haben sich die USA ihre Gründe für einen Kriegsstrategisch konstruiert. Ebenso im Koreakrieg: 1954 wurde die Genfer Konvention übergangen. Nun, fast fünfzig Jahre später, wurde die Entscheidung der UN gegen ein Kriegsmandat ignoriert. Und wer noch weiter zurückblickt wird feststellen, dass das so junge „Amerika“ seit dem 19. Jahrhundert als Synonym für die Zerstörung Jahrhunderte langer gewachsener Gesellschafts- und Ordnungsprinzipien –und als solche kann auch der Islam gesehen werden- steht. Der Slogan „Weltpolizei“ ist also weit über die Grenzen einfacher Stammtischparolen hinaus gerechtfertigt.
„Amerika“ vertritt in erster Linie seine Wirtschaftsinteressen, die es auf seine bekannt unkultivierte und hemdsärmelige Weise durchsetzen will. Diesmal unter dem Decknamen des 11. September. Unzählige dollarteure Bomben gehen aufs Armenhaus Irak nieder, schwangere Frauen und Kinder sterben oder werden für den Rest ihres Lebens traumatisiert, und ein Plan für den Wiederaufbau gibt es nicht. UN-Blauhelme werden sich daran wohl nicht beteiligen, eine vertrauenswürdige Opposition zum Saddam-Regime gibt es weder innerhalb noch außerhalb des Irak. Was also passiert nachher?
Ich bin wütend über diese Planlosigkeit, Arroganz, Verdummungsparolen und Simplifizierungen, wie „Krieg für die Humanität“! „Krieg gegen den Terrorismus“ etc. „Amerika“ bräuchte, wie es jüngst in der „New York Times“ zu lesen war, ein bisschen weniger John Wayne- und ein bisschen mehr John F. Kennedy-Kultur . Vor allem aber viel mehr Toleranz und interkulturelles Verständnis. Think about it, George trouble you Bush!
Peter Arndt//Laos | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Wie Kaninchen kamen sie mir vor,
nicht gebannt durch den bösen Blick des Wolfes, nein, gebannt durch
den Bildschirm eines Computers. Dort zeigten sich nicht etwa schreckliche
Bilder über den Krieg, die Berichterstattung lief auf einem
Großbildschirm, nicht auf den Bildschirmen, denen sie ihre uneingeschränkte
Aufmerksamkeit schenkten.
Auf ihren Bildschirmen zeigten
sich die Eingabemasken unterschiedlicher Mailanbieter.
Sie tippten eifrig ihre Mails
in die Tastatur.
Sicher sie hatten ihren Urlaub
hier in Laos, lange vor Kriegsbeginn geplant und die Anreise teuer bezahlt.
Natürlich wollen sie sich
den Spaß in Laos, nicht verderben lassen.
Sicher kann man in einem Land
in dem man zu Gast ist, nicht mit Spruchbändern herumlaufen.
Natürlich muss das Leben
überall auf der Welt, trotz Krieg, weitergehen.
Trotzdem, ein Teil von mir überlegte,
was ich schlimmer finden sollte, die Fakten, die eine Nachrichtensprecherin
des CNN, den mit sich und ihrer eigenen Welt Beschäftigten mitteilte,
mit professioneller und daher emotionsloser Stimme, oder aber die sieben
Menschen, die da jeder für sich, zwischen halb hohen Trennwänden
saßen und ihre Mails über ihre Reise schrieben, an die Daheimgebliebenen
zu Hause.
Später, unter der Dusche
kommen mir diese Gedanken wieder und ich stelle fest, dass man die Dinge
nicht auf diese Weise sehen darf. Es ist nicht fair die Menschen nur nach
Augenblicken der Beobachtung, in Gedanken zu beschämen.
"Natürlich muss das Leben
überall auf der Welt, trotz Krieg, weitergehen." Dieser Gedanke
war mir am Ende doch wieder aus dem Gehirn gerutscht. Unter der Dusche
fand ich ihn glücklich wieder.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Heute im Schweizer-Radio:
Eine Sendung darüber, wie
Eltern den Kindern gegenüber
mit Kriegsinformationen umgehen.
Manche sagen: "Kein Fernsehen
mehr"
Andere: "Mit den Kindern reden."
Auch die drei "Z" von einem Kinderpsychologen
wurden erwähnt:
Zuwendung, Zeit und Zärtlichkeit
brauchen alle Kinder...jetzt mehr denn je.
Eine Mutter machte darauf
aufmerksam, dass Krieg bereits im Sandkasten
beginnt, wo um die kleine Schaufel
mit Schlägen gestritten wird.(...)
Dass auch die Mütter daran
beteiligt sind,
indem sie die Kinder auffordern,
sich mit Schlägen zu verteidigen, wenn
sie nicht zu ihrem Recht kommen...Diese
Mutter fügte folgendes Beispiel
hinzu: Spielplatz. Kinderschaukel.
Darauf meine Tochter. Kommt eine andere
Mutter mit Sohn daher, zerrt
an meiner Tochter rum, sie soll runter, weil ihr
Sohn rauf möchte. Die Tochter-Mutter
greift sich ihr Kind und geht wortlos
weg. - Frage : WAS wurde hier
von WEM gelernt?
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
29. März 2003
Kim
Phuc, dass Mädchen das eine traurige Berühmtheit erlangte. Das
Foto nahm der vietnamese Nick Ut, am 8. Juni 1972, nach einem Napalmangriff
auf, das Dorf Trang Bang war Kim Phuc´s zu Hause. Die neunjährige
hatte sich ihre vom Napalm entzündeten Kleider vom Leib gerissen.
Heute ist dieses Bild ein Sinnblid für die Grausamleit des Vietnamkrieges.
Ich fürchte wir werden solche Bilder wieder sehen!
CNN berichtet das nahe der Grenze,
auf irakischer Seite der "Safwan Hill", zunächst von Artellerie beschossen
wurde und dann mit Napalm, alles verbrannte, was nach dem Atrelleriebeschuß
noch dort oben war. Wieder hat sich Amerika über die Genfer Konvension
hinweggesetzt. Der Einsatz von Napalm wurde nach dem Vietnamkrieg verboten.
Meine Worte reichen nicht aus um meine Erschütterung zum Ausdruck
zu bringen! Ich habe Angst vor dem was als nächstes geschieht. Werden
wir wieder die Augen verschließen? Was für eine Wahl haben wir?
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Eine gute Nachricht
Wie bitte? Ein Grund zur Freude
ausgerechnet heute, wo in Bagdad den ganzen Tag über eine noch nie
da gewesene Bombenstimmung geherrscht haben soll?
Ja, ganz recht.
Eben gerade war ich in der Wohnung
meiner Nachbarin, um dort ein Gedicht auszudrucken, das morgen auf einer
Geburtstagsfeier vorgetragen werden soll und das zu schreiben mir endlich
gelungen war. Weil mein Diskettenlaufwerk unter Windows 98 nicht funktioniert,
hatte ich den Text meiner Nachbarin schicken müssen; und die wiederum
ist heute nach Hamburg gefahren, um dort einen anderen Geburtstag zu feiern.
Banal, nicht wahr? Ja, ganz recht.
Wir feiern, dachte ich, während
im Irak die Bomben fallen. Missmutig machte ich mich daran, meine E-Mail
abzurufen - und empfing mit ihr eine andere, auf die wir seit Mitte Februar
gewartet hatten: eine Mail mit dem Betreff "Ich bin da".
Na und? werdet ihr fragen. Hast
du nichts Wichtigeres zu schreiben? Seit alle Welt am Händy hängt,
ist es doch gang & gäbe, einander mitzuteilen, man sei hier und
da, hallo, ich wollt nur mal eben hallo sagen, wo bist du d'nn gerade,
ah so, ja, also ich bin jetzt noch hier, aber gleich bin ich da. Da da
da.
Doch die Mail mit dem Allerweltsbetreff,
die jetzt darauf wartet, von meiner Nachbarin gelesen zu werden, und die
ich nur unter Aufbietung allergrößter Diskretion nicht geöffnet
habe, ist keine Mail wie jede andere. Sie stammt von einer Brieffreundin
aus Bagdad. Und der Allerweltsbetreff verrät, daß es dieser
Deutschstudentin gelungen ist, zu einer Verwandten nach Belgien zu fliehen.
Ja, nun ist sie da; und das ist nicht nur ein Grund zum Feiern.
Denn nun ist sie sicher vor Saddam - und sicher vor den Bomben aus jener
Welt, nach deren unbegrenzten Möglichkeiten sie sich noch mehr gesehnt
hatte als all die anderen aus ihrer Familie.
Dennoch, die Entscheidung ist
der jungen Frau nicht leicht gefallen. Ihre Eltern und ihre Brüder
und viele Verwandte leben noch immer im Irak, wenn sie denn noch leben.
Und während ich dies schreibe, denke ich auch daran, daß Bush
die Entscheidung, den Krieg zu beginnen, nicht leicht gefallen sein soll.
Er mag sich gefühlt haben
wie Caesar, bevor er den Rubicon überschritt. Damals soll Caesar gerufen
haben: Alea iacta est! -zu deutsch: Der Würfel ist gefallen! Nun fallen
Bushs und Blairs Soldaten, es sterben Saddams heilige Krieger und zahllose
friedliche Frauen, Männer und Kinder; und Millionen Menschen hoffen,
daß George W. Bush, dieser Borderline-Feldherr, und sein kleiner
Bruder Tony wie einst Caesar werden büßen müssen: dafür,
daß sie Grenzen überschritten haben, die sie niemals ohne UN-Mandat
hätten überschreiten dürfen.
Auch die junge Frau hat Grenzen
überschritten: geographische, politische und psychologische. Und als
sie sich entschieden hatte, über ihren eigenen Schatten zu springen,
mag auch sie etwas gerufen haben wie: Alea iacta est! - ein Zitat, das
wörtlich aus dem ursprünglich Griechischen übersetzt lautet:
Der Würfel sei in die Höhe geworfen!
Ein Luftsprung also; ein Ausdruck
höchster und tiefster Freude. Und nun ist sie gerettet, die junge
lesbische Irakerin mit dem Vornamen Alea.
Hella Streicher | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
"ja weiss ich. is' schon klar.
steh' trotzdem wieder da.
heut gleich neben der rednertribüne.
kann Herbert Schmalstieg
am pult rütteln seh'n, die
beine ins holz gestemmt. lobt die
vielen jungen leute, die auch
heute hier, obwohl kein schultag.
jaja. und jeder kocht sein süppchen,
ist mir auch klar. ja doch!
plakate,fahnen, fähnchen,
pappschilder. und viele von den
regenbogenstreifigen peace-fahnen.
lauf trotzdem mit in dem
bunten tross. viel zu wenige
noch, find ich. drum herum das
übliche samstagmittageinkaufsgewusel.
glotzende leute. einer
kaut an seinem döner-paket,
paar zwiebeln hängen raus. einer
zeigt seinen mittelfinger. einer
pöbelt rum, wie man denn sonst
Saddam wegkriegen kann. ohne
krieg. ob ihm das mal einer
erklären kann. die sonne
verzieht sich langsam in ein bleiches
grau hinein. war gut, hier zu
sein, war gut unter menschen. war gut.
beim italiener am leineufer sitzt
Herbert Schmalstieg mit seiner
Heidi. die flohmarktleute packen
zusammen. walter kauft eine
leselupe. für 2 euro. die
innenstadt ist voll mit eisessern
und knutschenden pärchen.
es ist samstagnachmittag. ich
koch mir 'nen grünen tee.
trotzdem."
Sylvia Hagenbach | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
30. März 2003
Napalm....bisher wurde hier noch
nicht darüber berichtet oder ich habe es verpasst, da ich zunehmend
einfach die Bilder nicht mehr aushalte.
Sie werden grausamer, eben weil
der Zustand dort immer schlimmer wird.
Die griechischen Reporter vor
Ort sind oft bei trauernden Angehörigen,in den Häusern und Leichenhallen,
mitten in den zerstörten Gebäuden und in den Krankenhäusern.
Auch Interviews mit den Selbstmordtruppen werden zugelassen und insgesamt
wird hier in Griechenland der Verteidigungskampf der Iraker unterstützt.
Die Griechen selbst waren jahrzehntelang
unter Fremdherrschaft. Zuletzt 400 (!) Jahre unter den Türken. Sie
kennen dieses Kampfgefühl, sind selber gottesfürchtige, barfüßige
Guerillakämpfer gewesen. Unterstützen auch schon lange die Palästinenser,
Arafat ist oft zu Besuch in Athen.
Die verschiedenen Religionen
spielen keine Rolle, wenn es um ein Volk geht, daß sein Vaterland
verteidigt.
Auch mein Sohnemann weiß
nun wer die "Bösen" sind. Seine Kindergärnterin und sein Vater
haben ihn aufgeklärt, die Amerikaner natürlich.
Ich hatte versucht ihm zu erklären,
das auch Saddam Hussein böse ist, aber hier geht das fast unter angesichts
der Ungerechtigkeit mit der dort die Zivilbevölkerung gemordet wird.
Sabine Rosnau-Damanaki//Kreta | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Im Moment absurde Parallelaktion: Echtkrieg auf allen Kanälen und Independence Day in Pro Sieben. Der Film lief gerade an, als ich zum ersten Mal in den USA war. Die Freunde, die ich besuchte, wollten mich unbedingt ins Kino mitschleppen. Ich war gerade aus der Wüste zurückgekehrt und fuhr lieber an den Stadtrand von Hemet (kleiner Ort in Calif) und schaute mir den Sonnenuntergang an.
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
31. März 2003
Manches liest sich mit dem Kriegshintergrund
plötzlich ganz anders. Bekommt eine andere Bedeutung. So zum Beispiel
die beiden Zitate, aus dem im Januar noch eher unscheinbaren Artikel von
Götz Hamann, im Wirtschaftsteil DIE ZEIT.
„Die Deutsche Telekom hat am
Dienstag endlich ihr Kabelnetz in 13 Bundesländern für 1.725
Milliarden Euro an drei amerikanische Finanzinvestoren (Apax Partners,
Goldmann Sachs, Providence Equity) verkauft.“
Ein Stück weiter unten heißt
es: „Sie wollen nicht überall alles bieten, sondern kleine Inseln
bilden. Wohnblock für Wohnblock.“
Die neuen Besitzer des Kabelnetz
sind also amerikanische Finanzinvestoren.
Einem anderen Artikel entnehme
ich die Information, dass sieben von zehn der weltgrößten Rüstungsunternehmen,
aus den USA kommen.
Absurde Parallelen?
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Seit elf Tagen herrscht Krieg im Irak. Das wissen wir alle. Doch ich spürte in diesem Moment, dass dieser Krieg eine wichtige Message für alle hat - er ist absolut angemessen und er ist ein Spiegel für die ganze Welt!Er spiegelt die Trennung IN den Menschen, er spiegelt das UN-EINS-SEIN untereinander, den "Krieg" im Inneren, die Inakzeptabilität gegenüber unseren Mitmenschen, dem Nachbarn, wem auch immer.Jeder einzelne ist davon betroffen, manche mehr, manche weniger.All die Menschen, die sich dazu bereit erklärt haben (auf Seelenebene), dieses alte Spiel des gewaltigen offenen Krieges zu spielen, tun dies auch aus Liebe zu ihren Mitschöpfern.
Damit diese endlich erkennen, wie es IN ihnen aussieht und das jeder einzelne etwas für Frieden tun kann.So viele Menschen rufen öffentlich nach Frieden, sie demonstrieren GEGEN den Krieg, sie ereifern sich, weil es etwas elementares IN ihnen berührt und dies hat sehr viel mit ihnen zu tun, mit ihnen selbst. EINS-SEIN trennt nicht mehr, in keiner Weise.Menschen, die in diesen Tagen ruhig und in ihrer Mitte bleiben, die keine Ängste verspüren, haben schon viel Frieden in sich gefunden, sie berührt dieser Krieg nicht so, wie manch andere, und das hat nichts damit zu tun, dass sie gefühlskalt oder nichtmitfühlend sind, sondern, dass sie die Themen IN sich bereits erlöst haben.Jeder kann für sich erspüren, wo er sich gerade befindet.
Als mir das alles klar wurde, WUSSTE ich einfach, dass es so war (ich dränge jetzt niemanden das auf, ich sage nur, wie ich es gefühlt und wahrgenommen habe...), in einer unglaublichen Klarheit.
Johanna Shayana | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
...eigentlich wollte ich über
meine heutigen Empfindungen schreiben, oder die der letzten 3 Tage, was
den Irak-Krieg betrifft.
Die Bilder von leidenden Menschen
werden mehr und mehr und rücken in den Vordergrund, weil niemand anders
kann, als sich damit zu identifizieren...
Wir fühlen tiefen Schmerz,
Demütigung, Verzweiflung, Wut, weil wir uns an die Stelle der Menschen
versetzen müssen, wenn wir sie in ihrer absolut verzweifelten
Lage sehen, von Angesicht zu Angesicht. Da bleibt dir das Wort im Munde
stecken, wenn Du über diesen Krieg diskutieren möchtest.
Du hast alles schon ausgesprochen,
was es dagegen zu sagen gibt.
Und nun? - Wer kann handeln,
wenn nicht wir, die dagegen sind ???
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Der Krieg geht weiter.
Das Leben auch.
Die Berichterstattung geht zu
anderen Themen über, nun, wo absehbar ist, daß der Krieg im
Irak noch lange andauern wird.
Die Bilder wiederholen sich.
Die Intensität der Wirkung
fällt mit der Häufigkeit des Gesehenwerdens.
Ist es Abgestumpftheit, Gewöhnung
an das Schreckliche oder nötige Verdrängung?
Auch hier im Tagebuch werden
die Beiträge weniger.
Heute habe ich im ZDF einen Bericht
über "uns" Griechen gehört .
Nur 1% der hiesigen Bevölkerung
unterstützt die Angriffskoalition von Bush und Blair!
Am Syntagmaplatz in Athen werden
tonnenweise Lebensmittel für die notleidende Bevölkerung gesammelt,
von den einfachen Menschen, ohne Spendenaufrufe, spontan.
Gleichzeitig fliegen schon seit
Monaten amerikanische Transportflugzeuge von den NATO-Basen über griechischen
Luftraum in Richtung Irak.
Natürlich mit dem Einverständnis
der Regierung...
Auch wir sammeln mit, was ein
hundert Seelendorf so leisten kann.
Die Kirche wird es an das rote
Kreuz weiterleiten.
Reis, Milch und Bohnen bewegen
sich hier auf den Straßen in Richtung der irakischen Bevölkerung,
während Munition, Waffen
und sonstiges Kriegsgerät über unseren Köpfen an die Front
fliegen.
Das Brummen der Militärmaschinen
begleitet unseren Alltag seit Monaten.
Vergessen können wir nicht,
auch wenn wir wollten.
Sabine Rosnau-Damanaki//Kreta | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Jetzt aber, wo das Kind in den
Brunnen gefallen und der Krieg ausgebrochen ist, komme ich mir blöd
vor, immer nur Kommentare abzugeben und nichts ändern zu können.
Auch bei einem eigens eingerichteten
Kriegstagebuch kommt man leicht in Gefahr, zum begleitenden Kriegschor
und Anhängsel des Krieges selbst zu werden.
Das Verrückte ist, daß
ich gegen den Krieg bin, aber auch gegen Saddam.
Es bleibt den Amerikanern nichts
anderes übrig, als den Krieg zu Ende zu bringen und Saddam so schnell
wie möglich zu stürzen. Wenn sie jetzt ihren Kriegszug abbrächen
und Saddam das Feld überließen, wäre das katastrophal für
die Menschen im Irak, in der Region - und für die Amerikaner und den
Westen ebenso.
So schaue ich im Fernsehen Krieg
und bin angewidert und fasziniert von Feuern überm nächtlichen
Bagdad. Ich hoffe bloß, daß Bush und Co schnell zustandebringen,
was sie sich und dem Rest der Welt eingebrockt haben.
Und ich hoffe sehr, daß
die Amerikaner ihn in vier Jahren niederschmetternd abwählen.
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Der
stille Vorwurf in den Kinderaugen... und die Schmerzen auf dem kleinen
Gesicht:
hätten wir solche Kinder
bei uns zuhause, würden wir alles unternehmen, damit sich diese gequälten
Gesichtszüge wieder entspannen können.
- Direkter Bild- Konfrontation
(ich wiederhole mich) können wir nicht ausweichen und dies darf uns
nicht vergessen machen, was wir alles überall auf diesem Planeten
(noch?) nicht sehen,wo wir vorübergehen und untätig bleiben,
obwohl wir durch manche Kleinigkeit, die uns möglich wäre Not
mildern könnten (Patenkinder z.B. oder auch kleine Spenden in die
richtigen Hände...)
Ich will nicht Moral-predigen
und bin auch nicht sonderlich empfänglich, wenn ich spüre, dass
gewisse
Organisationen auf Tränendruck
machen (habe gehört, dass sich an den Fronten diesbezüglich Konkurrenz-
kampf breit macht), dennoch glaube
ich dass jeder einzelne Mensch da wo er berührt wird,
sich auch in Bewegung setzen
sollte.
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Es ist nicht nur im Irak Krieg.
Die Amerikaner kämpfen auch in Afghanistan weiter.
Auch hier ist Krieg.
Krieg der Meinungen.
Keiner kann sich vorstellen,
wie sehr ich sauer werde, wenn ich den Befürwortern diese Krieges
zu hören muss.
Selten sind es Menschen, denen
ich beruflich helfen muss, alte, kranke.
Da hört man immer noch:"....damals
bei Hitler gab es so etwas nicht!! "
Diesen Menschen kann man dies
nicht übel nehmen.
Diese Menschen sind damit groß
geworden und irgendwie schaffen sie es nicht, davon Abstand zu gewinnen,
jetzt nicht mehr.
Da ist dieser Verkäufer,
im Markt, der sagt, er würde das übrige Essen lieber wegwerfen,
bevor er es Obdachlosen spenden würde.
Geld für den Irak? Lieber
würde er sich erschießen.
................da fällt einem nichts mehr ein, oder?
Seit beschützt
Mutav (alias Loki) | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
4. April 2003
Endlich können wir selber
etwas tun. Handeln.
Mein Mann, örtlicher orthodoxer
Preister, hat den VW-Kastenwagen schon halb voll geladen mit Lebensmitteln,
und er kaufte noch mehr ein, vom gespendeten Geld.
Dabei bevorzugte er die kleinen
Einzelhändler hier vor Ort.
Die Resonanz war, daß diese
nicht nur Rabatte gaben, sondern auch fleißig mitspendeten.
Ich kenne keine Familie, die
sich nicht beteiligt, obwohl oft selbst am Existenzminimum lebend.
Im Einzelnen sammeln wir H-Milch,
Wasser, Reis, Nudeln, Mehl, Zucker, Hülsenfrüchte, Fisch- und
Rindfleischkonserven sowie Medikamente, Verbandsmaterial, Kleidung und
Decken.
Über den genauen weiteren
Weg der Hilfsgüter kann ich erst Morgen berichten.
Am Vormittag werden die, über
die orthodoxen Gemeinden gesammelten, Sachspenden in Spili, dem hiesigen
Bischofssitz, zusammengetragen, und dort erfahren wir dann die Einzelheiten
über den Weitertransport.
Mein Vertrauen in das griechische
Organisationstalent ist zwar normalerweise eher dürftig,
wenn es um wirklich Wichtiges
geht, kann man sich jedoch absolut auf sie verlassen.
Gestern ist in der umlagerten
irakischen Hauptstadt die erste Hilfslieferung eingetroffen.
Die griechischen "Ärzte
ohne Grenzen" kamen mit 33Tonnen Lebensmitteln und
Medikamenten dort an. Sie waren
trotz nichtvorhandener Erlaubnis
der Amerikaner und Briten von
Jordanien aus in den Irak eingereist.
Erste Reaktionen einer griechischen
Ärztin:
Unglaubliche Wut auf die Angreifer
angesichts der Bilder in den Krankenhäusern.
Bewunderung und Staunen über
die Bevölkerung Bagdads, die mit einem Lächeln auf den Lippen
versuchen ihren Alltag fortzusetzten.
Sabine Rosnau-Damanaki//Kreta | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Frankreich geht auf Schmusekurs mit „Amerika“, Colin Powell versucht es bei den Europäern mal mit etwas Charme, offensichtlich nicht ohne Erfolg, die größte muslimische Gemeinde in Russland ruft zum heiligen Krieg gegen die Imperialisten und George trouble you Bush stänkert, nicht unerwartet, hintenrum gegen Syrien. Merkel zeigt sich nach wie vor unbelehrbar, indem sie die UN-Resolution als Kriegslegitimation hervorhebt und der dumpfbackene Helmut Kohl spricht vom uneinsichtigen Anti-Amerikanismus der politischen Linken. Leider lese ich in der Weltpresse nur wenig darüber, wie die USA mit irakischen Flüchtlingen, die seit Jahren dort leben, arbeiten und sich gesellschaftlich integriert haben, verfährt: Sie werden zu Tausenden abgeschoben. Trotzdem gibt es auch Amüsantes, z.B. die Sammlung der peinlichsten Versprecher des George W. Bush. Einer, der es dieser Tage auf den Punkt trifft ist der Schauspieler Larry Hagman in der "Süddeutschen Zeitung" über den US-Präsidenten: "Während der Idiot Reagan gefährlich, aber nicht eigentlich dumm war, sieht die Sache bei George W. Bush schon anders aus: Das Land wird von einem Menschen regiert, der gefährlich und dumm ist. Bush fällt komplett aus dem Rahmen dessen heraus, was Sie und ich unter einem sozialisierten Menschen verstehen. Er kann nicht reden. Er kann nicht lesen. Er ist Legastheniker. Und jetzt kommt das Beste: Er ist unser Präsident."
Peter Arndt//Laos | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
5. April 2003
Bei mir ist es eine Phase der
Diskussionsunlust, die ich schon während des Jugoslawienkrieges spürte:
im Vorfeld hochinteressiert, analysierend, diskutierwütig - dann fällt
das Kind in den Brunnen, und alles Für und Wider tritt zurück
hinter dem Wunsch, daß alles bald schnell enden möge.
Ich sehe die Bilder vom Irak
- und denke an den Krieg in Tschetschenien, wo die andere Großmacht
ein widerspenstiges Volk niederwalzt, keine Journalisten ins Land läßt,
höchstens regierungsfreundliche. Die anderen bleiben außen vor
oder werden ins Gefängnis geworfen oder umgebracht.
Ich frage mich ernstlich, wo
der Friedenswillen all der Menschen ist, die jetzt so bewegt gegen Amerika
auf die Straße gehen.
Es ist für mich eine sehr
selektive Wahrnehmung. Es hatte beim Einmarsch der Russen in Afghanistan
keine Demos hier gegeben. Wohl aber, als die Amis und die Uno einmarschierten.
Diese Zwiespältigkeit der Friedensbewegten läßt mich am
echten Friedenswillen zweifeln. Mir scheint, es geht weniger um Krieg und
Frieden, als um eine bestimmte moralische Haltung. Hat es hier Demos gegeben,
als sich die Hutus und Tutsies abschlachteten?
Ich bin sicher, es ginge hier
keiner auf die Straße, wenn es sich um einen Krieg zwischen Laoten
und Thais handeln würde.
Ich weiß nicht, was dahintersteckt.
Neid auf den Klassenbesten? Den Primus? Haben wir Deutschen einen Siegfriedkomplex?
Erst jubeln wir dem Befreier zu, dann fallen wir ihm in den Rücken?
Putin sprach schon vor seiner
Wahl zum Präsidenten von den Tschetschenen als "Ungeziefer", das man
vernichten müsse. Reine Faschistensprache. Es hat hier niemanden aufgeregt.
Stell Dir vor, das hätte Clinton oder Bush (möge er bald abgewählt
werden!) von sich gegeben!
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
6. April 2003
In "Kulturzeit extra" sprach der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Boutros Boutros-Ghali mit Stephan Merseburger und Kamran Safiarian über den Irak-Krieg, den Nahostkonflikt und die Zukunft der Vereinten Nationen. "Der Krieg gegen den Irak ist illegal. Er widerspricht der Charta der Vereinten Nationen", meint Boutros Boutros-Ghali. Eine Demokratie herbeizubomben sei blauäugig.
Boutros-Ghali, der von 1992 bis 1996 an der Spitze der Vereinten Nationen stand und dessen Wiederwahl am Veto der USA scheiterte, hofft, dass die Kriegsparteien die Weisheit besitzen, nach dem Ende des Krieges den Irak unter die Aufsicht der Vereinten Nationen zu stellen. Auch die Zusammensetzung des UN-Sicherheitsrates sollte nach Meinung des Ägypters fundamental geändert und den realen Machtverhältnissen angepasst werden. Nichtregierungsorganisationen müssten in den Vereinten Nationen repräsentiert werden.
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Gestern abend, nach ersten Vorstößen,
in das Stadtgebiet von Bagdad, widersprechen sich die Nachrichten. Ein
Reporter des arabischen TV-Senders El Dschasira berichtete, bei Luftangriffen
seien in der Nacht zum Sonntag 17 Menschen getötet worden.
Der heutige 18. Kriegstag beginnt
mit weiteren Bomben auf Bagdad. Nach Berichten des US-Nachrichtensenders
CNN unternehmen die britischen Truppen immer wieder begrenzte Panzervorstöße
in die Millionenstadt im Süden des Landes und ziehen sich dann wieder
zurück.
Die allierten Truppen halten
den Druck auf die irakische Hauptstadt auch über Nacht unvermindert
aufrecht. Die Luftwaffe setzte in der Nacht die Bombenangriffe auf Bagdad
fort, in der Nähe des Flughafens war Artilleriefeuer zu hören.
Um das Gelände werde offenbar
weiter gekämpft, berichtete der CNN-Reporter. Amerikanische Flugzeuge
sind seit Samstag praktisch pausenlos über der irakischen Hauptstadt
im Einsatz und sie sollen auch in den nächsten Tagen rund um die Uhr
eingesetzt werden.
Ein Generalmajor erklärte
in Katar, dass man mit diesem Vorstoß der US-Bodentruppen,
Saddam Hussein beweisen will, dass er weit von der Kontrolle entfernt ist,
von der er im irakischen Fernsehen spricht.
Der Reuters-Korrespondent Khaled
Yacoub Oweis konnte die Angaben der US-Militärs nicht bestätigen.
Weder im Zentrum noch im Süden der Stadt seien US-Einheiten zu sehen,
sagte er. "Ich bin in die südlichen Randbezirke gefahren, in den Südosten,
in den Südwesten - ich habe keine US-Soldaten gesehen." Der arabische
TV-Sender al-Dschasira meldete unter Berufung auf Augenzeugen heftige Gefechte
aus einem südwestlichen Vorort, etwa zehn Kilometer vom
Stadtkern entfernt.
Wird Saddam Hussein seine, bereits
im „Golfkrieg I“, erprobte Taktik wieder einsetzen, die MiG-29 neben der
Moschee, die Panzer auf dem Schulhof, die Kommandozentrale im Krankenhaus?
An intelligenten Waffen sind
die US weit überlegen. Eine Treffer-Sicherheit von drei Metern. Ein
B-2-Bomber kann 16 satellitengesteuerte Geschosse auf einmal abwerfen –
und hat damit soviel Feuerkraft wie 1.000 Flugzeuge mit 9.000 Bomben im
Zweiten Weltkrieg.
Die Menschen im Irak haben keine
Zeit um sich mit dieser Art der Fragestellung müßig zu tun,
Fakten zu sammeln und sie miteinander zu vergleichen, sie flüchten
in Massen und es mangelt ihnen an den einfachsten Dingen, Nahrung, Wasser
und Zuversicht.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Ein Bekannter aus der Werbebranche,
der nach eigenen Angaben u.a. jahrelang mit dem Autor Peter Lauster zusammen
arbeitete, sagte mir gestern abend bei einem Pott Schwarztee: "Entweder
du hast eine Message und willst die unbedingt unter die Leute bringen oder
du verspürst den Drang in dir zu schreiben, weil du finanziell am
Ende bist. Es braucht einen Motor zum Schreiben.... Ab und zu ein paar
Zeilen zu Papier bringen, das bringt nichts. "Ich darauf: "Ich habe eine
Message. Heute war eine Demo auf dem Hof des Wirtschaftsgymnasiums gegen
den Krieg. Sie demonstrieren und gehen nach Hause und denken, sie haben
etwas Sinnvolles getan. Dabei ist es für die Katz. Gerade mal als
Ventil recht, um sich nicht ganz ohnmächtig und untätig angesichts
unschuldiger Opfer zu fühlen. Wenn die Demonstranten wüssten,
wieviel Macht sie in Händen halten und sie jeden Tag stückchenweise
weggeben... .
Einmal angenommen alle, die gegen
den Krieg sind, würden nur noch bei Aldi kaufen, weil Aldi aus dem
milliardenschweren Gewinntopf 500 Millionen für die Opfer des Irakkrieges
spendet..."
"Das würde Aldi nie tun,
die werden den Teufel tun und sich in die Politik einmischen..."
"Einmal angenommen, die Leute
auf der Straße, würden sich bewusst werden, welche Macht sie
mit ihrer Kaufkraft in Händen halten und würden - zu Testzwecken
- einen Monat lang nur die nötigsten Ausgaben tätigen - Grundnahrungsmittel
etc., was würde passieren?"
"Die Wirtschaft würde den
Bach hinuntergehen..."
"Nein, zunächst würden
die meisten Produkte billiger werden und die Käufer würden entdecken,
wieviel an Gewinnspanne die Unternehmen einstreichen."
"Und dann?"
"Im nächsten Schritt kaufen
sie bei Unternehmen, die versprechen einen Teil ihrer Gewinne für
soziale oder humanitäre Belange einzusetzen... . Der Staat als sozialer
Netzhalter erfüllt seine Aufgabe immer weniger, also müssen andere
ran, andere, die die nötigen Mittel haben und das sind nun mal die
Unternehmen."
"Hört sich theoretisch gut
an, ob es sich umsetzen lässt ist eine andere Frage..."
"Na, ich schreibe daran: Spare
nicht, geize. Untertitel: Ein Thema, das ganze Volkswirtschaften stürzen
könnte."
Mein Gegenüber schüttelt
langsam den Kopf. "Weltverbesserer gibt es genug, da haben sie auf dich
gerade gewartet." Er lacht dabei.
Wieder eine Grenze, ein Widerstand,
denke ich und ändere meine Meinung nicht. Ich bestehe nicht aus Eisenspänen
und lasse mich durch Magneten nicht ausrichten. Ich bin meinem Gegenüber
dankbar für seine kritische Meinung und gehe meiner Wege.
Freundschaften härten durch
Kritik aus wie Spachtelmasse in der Sonne und trotzen in der Folge allem,
was da kommen möge.
Hans-Jürgen John | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Wenn Worte fehlen
Sprachloses Entsetzen
in müden Gesichtern.
Kinderlachen erstickt im Bombenhagel.
Blutiger Frühling in Bagdad.
„Wir sind gekommen, Euch zu befreien.“
Parolen der Macht.
Weinende Väter halten
ihre verletzten Kinder in den
Armen,
schreien nach Vergeltung.
Aus Verzweiflung entsteht Wut
die Hass erzeugt
und den Frieden lähmt
für den SIE unschuldige
Menschen töten
im Kampf um die Macht.
Das Klagelied der Frauen verstummt
beim Anblick des Todes
in den Strassen ihrer Stadt.
„Wir sind hier, euch zu retten.“
Leere Worte.
Denn die Flucht
vor der grausamen Schlacht
wird für sie eine Fahrt
in den Tod
durch die Kugeln der Freiheit.
Und im Morgengrauen
bedeckt die Stille
ihre leblosen Körper.
Sabine Kiefner | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
7. April 2003
Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung, Focus. Ich lese leider nur noch reflekterte Propaganda. Die Macht der Medien. Was passiert im Irak, wie viele Menschen sterben, wie kann ich mich informieren. Resignation schürt meine Wut, Unwissenheit macht mich zum Sympathisanten...
Peter Arndt//Laos | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
jeden morgen lass ich mir wasser über den körper rauschen, nur so, zur erfrischung, nur so, um den nachtschweiss abzuspülen. heut auch.nebenbei läuft im radio ein bericht über den durst der menschen im irak. über das sterben, schon vor dem krieg, weil er an frischem wasser und an essen fehlt. schon lang. und jetzt erst recht. und viele andere orte der welt fallen mir ein, wo es ähnlich zugeht.
ganz ohne einen medienattraktiven SCHEISS!SCHEISS!SCHEISS!KRIEG! fast im geheimen, aber alle wissen's. und ich auch. und plötzlich bekomm ich einen ekel vor mir, vor der ganzen "zivilisierten" menschheit, dass mir das kotzen kommt. "hör auf damit, ARSCHLOCH!" hätte ich grad noch george dabbelju und saddam anbrüllen mögen.
jetzt denk ich, ich gehör selbst angebrüllt und geschüttelt.
da renn ich auf demos rum, wir schlendern durch die strassen und schwenken peace-regenbogen, zu recht, klar. und hinterher geh'n wir was nettes essen und die sonne scheint und eigentlich tut mir ja nix weh. außer der seele vielleicht, aber spür' ich die noch, die, die da unter all dem absichtlich-unabsichtlich verdrängten grausigen grauen dreck ganz platt und wund sich windet und ekelt?
Sylvia Hagenbach | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
8. April 2003
Zwei Bilder hängen in meinem
Kurzgedächtnis gerade im Vordergrund:
Die zitternde Hand eines gefangenen
irakischen Soldaten (ein enges, schmales, einschneidendes Plastikband am
Handgelenk, nicht unähnlich den Namens- Bändchen, welche Neugeborene
übergestreift bekommen...)
Und heute morgen, bei einem kurzen
Blick in die Fernsehnachrichten:
Ein amerikanischer Soldat, welcher
sich im Palast genüsslich auf ein erobertes(...) Sofa setzt und seinen
Komfort ausprobiert.
"Shame on you Mr. Bush" - wie
hieß der prominente starke Mann, welcher diese Worte in Hollywood
auf eine Reise in die ganze Welt schickte?
Recht hatte er, und wiederholt
werden sollte es, und nicht vergessen werden!
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Heute hat der Krieg ein besonders
hässliches und deshalb so entlarvendes Gesicht gezeigt. Ein Granate
schlug in das
Journalistenhotel "Palestine"
in Bagdad ein - abgefeuert von einem amerikanischen Panzer. Bilanz: zwei
tote Reporter
von Reuters und dem spanischen
Fernsehsender Telecinco. Und das ohne erkennbaren Grund - so die einhellige
Meinung
aller Journalisten, die zum Zeitpunkt
des Schusses vor Ort waren. ES GAB ABSOLUT KEINEN ANLASS DAFÜR! Man
sollte wissen. Im "Palästine"
waren alles Reporter untergebracht, die nicht zu jenen in die amerikanische
und britische
Kriegsmaschinerie "eingebetteten"
Journalisten gehörten. Ein Zufall? Die Wahrheit wurde unter Beschuss
genommen!!!
Carsten Lüdtge | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
9. April 2003
Der Medienfocus pendelt sich ein.
Der Krieg wird Alltag. Die Berichterstattung oberflächlich und diffus.
Gäbe es mal wieder einen Flugzeugabsturz oder einen Bestechungsskandal
in der Politik, würden diese mit Sicherheit die Charts der Schlagzeilen
anführen. Was im Irak passiert, interessiert vor allem dann, wenn
ein deutscher Journalist getötet wird, ist aber inzwischen wohl Teil
unserer Normalität.
Das Kurzzeitgedächtnis der
Öffentlichkeit wird weiter gegen Null gehen, wie immer. Und dass die
UN und der Großteil der Welt George Bush berechtigterweise gebeten
hat, vom Kriegsvorhaben Abstand zu nehmen ist etwa so, als würde man
den U.S. -Präsidenten bitten, eine Klopapierhülle für Saddam
zu häkeln. Der Krieg geht weiter, er wird schlimmer und seine Folgen
sind nicht abzusehen. Von einer Nation, die über seit zweihundert
Jahren keinen Krieg im eigenen Land hatte, keine fundierte Kultur besitzt
und in der JFKs proportional selten zu finden sind wie KFCs, in der John
Waynes Film-Parolen "sattelt die Pferde, holt die Gewehre" nach fünfzig
Jahren noch immer einen kollektiven Jubelschrei auslösen, muss derartiges
erwartet werden.
Meine
Musik die von amerikanischem Sound beeinflusst wurde, wird sich
nicht wesentlich ändern, die Texte allerdings erheblich. Peterlisboa
wird voll von Wut. Ich lasse mich hier offen über meinen Unmut
aus, werde aber nächste Woche, wenn ich wieder mal in Bangkok bin,
zu Mc Donalds gehen. Ist das nun Inkonsequenz oder Ignoranz
Peter (Lisboa) Arndt//Laos | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Während ich am Bildschirm
die laufenden Ereignisse im Irak verfolge,
fällt es mir sehr schwer,
die richtigen Worte für das zu finden, was dort geschieht.
Wut und Trauer vermischt sich
mit dem Gefühl der Ohnmacht.
Überall nur Blut.
Unschuldige Menschen sterben
im Bombenhagel einer Weltmacht, die Krieg führt gegen „den Terror.“
Amerikas Angriff auf Journalisten
– nur ein Versehen ?
Oder ein Versuch, die Menschen
zu stoppen, die zuviel Wahrheit ans Licht bringen.
Unangenehme Wahrheit, die Bilder
zeigt von einem schmutzigen Krieg, von getöteten Frauen und Kindern,
von Verzweiflung und Hilflosigkeit.
Ich habe Angst.
Nicht vor möglichen Chemie-
oder Biowaffen im Irak, die es wahrscheinlich gar nicht mehr gibt, sondern
vor dieser Übermacht, die Menschenrechte verletzt, gegen Konventionen
verstößt und einen Krieg der Worte führt, gegen jeden,
der ihr Vorgehen kritisiert und sich nicht bedingungslos ihrer Meinung
anschließt.
Was wird geschehen, wenn der
Irak in Schutt und Asche liegt, wer wird der nächste sein auf der
Liste der Bösen ?
Hat sich George W. Bush nicht
längst auf eine Stufe gestellt mit den „Schurken“, die er bekämpfen
will ?
Wer wird ihn daran hindern können,
weiterzumachen ?
Vermutlich niemand.
Das haben wir Mitte März
ja schon zu spüren bekommen. Mein Kopf ist voller Gedanken, die mich
nicht loslassen.
Es ist nicht leicht, in diesen
Tagen das Weltgeschehen objektiv zu betrachten und
persönliche Gefühle
in den Hintergrund zu stellen.
Die Angst bleibt.
Sabine Kiefner | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Gestern ist Bagdad gefallen. Jubelnde
und plündernde Iraker ziehen durch die Straßen.
Sie tragen Schilder: "Thank you
Bush".
Eine Nachrichtensprecherin spricht
von schier unglaublichen Bildern.
Ich kann auch nicht glauben,
was ich dort sehe.
Ist es wieder ein Propagandatrick?
Wo ist die Gegenwehr geblieben?
Was ist da denn nun passiert?
Eine griechische Reporterin vor
Ort ist ganz erschüttert. Sie kann sich nicht wohlfühlen mit
den amerikanischen Soldaten im Hotel, die sie beschützen.
Waren es nicht die gleichen Soldaten,
die noch vor zwei Tagen dieses Hotel beschossen und ihre Kollegen töteten
und verletzten?
Sie spekuliert über einen
Verrat Saddams an seinem Volk, da sie davon ausgeht, er habe seinen Truppen
die Aufgabe befohlen.
Rumsfeld erklärt, der Krieg
ist nicht zu Ende.
In dieser Nacht die intensivsten
Bombardements in den nordirakischen Städten.
Dort sterben die Menschen weiter,
wofür?
Ich denke Saddam ist nun entmachtet?
Doch das Öl?
Sorge um unsere Hilfslieferungen.
Die Amerikaner lassen keine Lieferungen
durch, da sie aus taktischen Gründen die alleinige
Verteilung übernehmen wollen.
Die Flüge der griechischen
Militärtransportmaschinen, die die Spenden der orthodoxen Kirche nach
Jordanien flogen, wurden aus diesem Grund vorerst eingestellt.
Sabine Rosnau-Damanaki//Kreta | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Heute nachmittag konnte ich live
die Bilder vom Sturz der Saddam-Statue verfolgen.
Zunächst waren es nur ein
paar Jugendliche, die unter dem Beifall und den Kameras der Presse versuchten,
die Statue zu erklettern.
Der Sockel war zu hoch. Sie schleppten
von irgendwoher Leitern herbei, stiegen hinauf. Es gelang ihnen auch,
ein riesiges, dickes Seil um
Kopf und Hals der Statue herumzuwerfen. Aber das Seil war zu kurz - ganz
zu
schweigen, von den viel zu schwachen
menschlichen Kräften, um die Statue herunterzureißen. Schließlich
rollte
knatternd der Panzer heran. Ich
glaubte, er würde den Stahl-Saddam einfach herunterschießen.
Aber es war
ein Bergungspanzer der Pioniere,
kein Kampfpanzer mit Kanonenrohr.
Er fuhr langsam auf den Sockel
zu, als wollte er den Sockel einfach einrammen, wie dieser Panzer, der
die Türen
eines Palastes eindrückte.
Aber er blieb vor dem Sockel stehen.
Dann geschah das Erstaunliche:
die Menschen kletterten auf den Panzer.
Sie hatten keinerlei Angst. Weder
die Iraker vor dem Panzer und den bewaffneten Amerikanern, noch die Amerikaner
vor den Irakern und eventuellen
Selbstmordattentätern.
Der Panzer verschwand völlig
unter einer wimmelnden Menschenmenge.
Hier besetzte ein amerikanischer
Panzer die Innenstadt von Baghdad - die Baghdadis besetzten den Panzer,
und
alles blieb friedlich!
Es war dieses Bild des von Menschentrauben
besetzten Panzers, das mich mehr verwunderte und berührte als die
Bilder, die in den Medien später
immer wieder gezeigt wurden: der nachfolgende hochsymbolische Sturz der
Statue und die Bedeckung von
Saddams Gesicht mit der amerikanischen Fahne, das Schwenken der irakischen
Fahne,
das Tanzen auf dem zerschlagenen
Torso.
Regina Berlinghof | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Bagdad ist eingenommen, die Saddam-Statuen
sind gefallen und das Chaos nimmt seinen lauf.
Ich bin innerlich zerrissen,
erstaunt, dass der große Herrscher dem wildgewordenen Texaner
nichts orientalisch durchtriebenes
entgegenzusetzen hatte - vielleicht ein ganz falsches Bild in mir,
und Grausamkeit, welche zweifellos zu seinen Attributen gehört(e?),
braucht gar keine Durchtriebenheit, solange sie tun und lassen kann was
sie will? - Seine Gefolgschaft oder viel mehr die davon übriggebliebenen
werden sich wohl zu retten wissen, wo auch immer, die tapferen Kapitäne,
welche anscheinend das sinkende Schiff bereits verlassen haben...Ich sehe
die Elefanten im zertrampelten Porzellan und sehe die Verängstigten,
Verzweifelten, Unterwürfigen, welche keine andere Wahl haben, als
(auch innerlich zerrissen) vor dem Gigenten zu kuschen.
- Wer denkt in diesen Tagen an
die Sanftheit vieler Orientalen an ihren zertretenen Stolz, an ihre künftige
Identität? - Vielleicht Kissinger, dessen unrühmliche Geschichte
gestern in "Arte" dargelegt wurde?
Dieser Macht-geile Macho, welcher
das Wort geprägt hat : "Macht ist sexy" - vielleicht schwelgt er gerade
in Erinnerungen an die glorreiche Rolle, welche er in Vietnam und anderen
armen Ländern gespielt hat.
Vielleicht kann er(oder hoffentlich
auch andere) die Parallelen erkennen, welche sich in der Geschichte unaufhörlich
zu wiederholen scheinen? - Es gibt nicht nur böse Bush's, es gibt
ganze Wälder davon...
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
14. April 2003
Die Plünderungen im Irak
sind schwer zu kommentieren. - Einerseits sehr verständlich und als
Ventilfunktion einschätzbar, kippt die Situation wieder ins unerträgliche,
wo vor Krankenhäusern und Kulturgütern kein Halt gemacht
wird.
- Alles was mit Oel zusammenhängt,
wird von der Besatzungsmacht gesichert und gehütet. Wo es aber darum
ginge,
den Wiederaufbau zu sichern und
die Strukturen zu bewahren, welche ja schon vor dem Krieg
auf ein Minimum geschrumpft waren,
da versagen die großen Helden.
Wobei ich nicht die Soldaten
persönlich meine, sondern die Herren Strategen, welche eigentlich
wissen sollten, was unter solchen Extrem-
Umständen abläuft.
Und es gibt 42 (oder mehr!) Kriege
all-over the world, wo genug ähnlich gelagerte Probleme zu bewältigen
wären.- Hat es wirklich diese
Misere in Irak auch noch gebraucht??
Den Irakern ist zu wünschen,
dass die neuen starken Hände, welche schon gerufen wurden in eine
andere Richtung deuten.
M. Helbling | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Das dreistöckige Gebäude
der Nationalbibliothek ist immer noch in Rauch gehüllt. Gestern Abend
ereignete sich eine weitere Tragödie. Augenzeugen berichten das die
Luft voller Aschenpartikel und winziger Zettelchen war. Die Nationalbibliothek
ist abgebrannt.
Vor dem Gebäude stehen Panzer
und versperren den Weg.
So viele Menschen sind in diesem
Krieg verletzt, oder getötet worden. Es gibt immer noch keine Zahlen
und wird wohl auch nie genaue Zahlen geben. Was bedeuten schon Zahlen,
wenn jede Zahl einen Tod bedeutet?
Wer will da über den Verlust
von Büchern trauern?
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
18. April 2003
gottseidank
der krieg ist vorbei
niemand muss mehr an ihn denken
die worte können wieder
produktiv eingesetzt werden
in geschichten, gedichten, kunstwerken
mit einem augenblick, man merkte
es nicht,
war der krieg vorbei
keiner kann sich mehr erinnern
oder möchte daran denken
kein kind leidet mehr am verlust
seiner eltern
kein mensch hat schmerzen
lustig springen sie auf den straßen
die blinden - rennen gegeneinander
und lachen
die krüppel - humpeln herum
und lachen
(schau, der einbeinige, spielt
'himmel und hölle'
wie ulkig das aussieht)
die einarmigen spielen tennis
mit granatenblindgängern
ein mädchen sitzt am straßenrand
den alten teddy in der hand
der hatte zugesehen wie ihre
eltern umkamen
jetzt denken beide nicht mehr
daran
sie kaut den kaugummi der amerikaner
und dankt in gedanken den leuten
die für sie gebetet haben
denn der krieg ist vorbei
von einem augenblick auf den
anderen
ist alle not dahin
der krieg muss vorbei sein
denn keiner verliert mehr ein
wort
der krieg muss vorbei sein
denn keiner denkt mehr an die
menschen
der krieg muss vorbei sein
sag mir, der krieg muss doch vorbei sein, oder?
Thorsten von Plotho-Kettner | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
20. April 2003
Vorhersage für den 21.04.2003:
Bagdad
Wetter vormittags: leicht bewölkt
Wetter nachmittags: leicht bewölkt
Wetter nachts: klar
min. Tagestemperatur: 15°C
max. Tagestemperatur: 29°C
gefühlte Temperatur: 28°C
Windrichtung: Nord-West
Windstärke: 4 Bft
Niederschlagswahrscheinlichkeit:
10 %
Relative Feuchte: 22 %
Luftdruck: 1005 hPa
Ada Dieckmann | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
21. April 2003
Der Krieg ist vorbei (ist er das?), Bush`s Marionetten sind wieder zuhause und werden gefeiert wie Popstars. Aber nicht alle Popstars schwenken Gewehre und Flaggen als Zeichen des Triumphs, manche zeigen auch mit dem Finger auf unsere Gesellschaft, die sich wieder in den Alltag einlullt oder infantil ostereiersuchend durch die wohnzimmer krabbelt.
tropfen
kann es sein dass vera am mittag
schon drogen nimmt
die zombies die da sitzen die
mehrheit
und eure nachbarn noch viel abgefuckter
als die sind
das ende beginnt und jeder blind
nach mehr schreit
kann es sein dass euch nicht
mehr besonders berührt
wenn es in den news nur noch
blut seht es euren hunger schürt
gehirn wäscht durchrührt
und es euch danach so komisch gut geht
kann es sein dass man uns mit
bildern bombadiert
es trotzdem kaum noch jemand
interessiert
ob der krieg direkt vor unserer
tür eskaliert
oder überhaupt noch existiert
kann es sein dass ihr euch krank
fühlt
ihr nicht mehr wisst wo oben
und unten ist
sich euer kopf nicht mehr abkühlt
dann kann es sein dass ihr mich
versteht
und ihr wisst wie es mir geht
du sagst es ist nur ein tropfen
auf dem heißen stein
und was ich sage ist vergeblich
denn ich sage es allein
doch wenn dir stundenlang wasser
auf die stirn tropft
wirst du sehen es kann die hölle
sein
du sagst es bleibt nur ein tropfen
auf dem heißen stein
denn mit meiner meinung bleibe
ich ja sowieso allein
doch wenn dir stundenlang wasser
auf die stirn tropft
wirst du sehen es kann die hölle
sein
kann es sein dass popproduzentendeppen
auf kanal zero zappen
sie gewinnen wenn sie wetten
dass millionen essgestörter
teenies völlig abdrehen
wenn schlechte schauspieler noch
schlechter rappen
kann es sein dass paare die den
müll sauber trennen
trotzdem ihre kinder schlagen
darauf brennen es kaum zu ertragen
stellen sie zu viele fragen
ist ein scheiß kratzer
im scheiß neuen jahreswagen
kann es sein dass man den größten
teil des lebens
mit dem gedanken daran verschwendet
wie es wohl endet
geld die welt regiert und man
es haben will egal was geschieht
auch wenn das leben an einem
vorbei zieht
kann es sein dass ihr euch krank
fühlt
nicht mehr wisst wo oben und
unten ist
dann kann es sein dass ihr mich
versteht
und ihr wisst wie es mir geht
kann es sein dass es die pille
gegen alles nicht gibt
und wir deswegen irgend etwas
anderes nehmen
damit die welt sich in slow mo
langsamer dreht
wir abspringen bevor sie mit
uns durchdreht
doch es ist mehr als nur ein
tropfen auf dem heißen stein
denn mit dem was uns krank macht
sind wir nicht allein
zu viele fragen werden auch in
zukunft offen sein
wir reißen mauern in den
köpfen ein
such a surge
Peter (Lisboa) Arndt//Laos | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
"Na Mensch, noch einmal gut gegangen!
War ja nicht so schlimm.
War ja schnell vorbei, so ziemlich
zumindest.
Da kommen nur noch Kleinigkeiten.
Aber eins versteh ich nicht.
Warum ergeben die sich denn nicht? Wäre doch viel einfacher.
Und überhaupt, was "Das"
wieder alles kostet!!!
Naja und wir doofen Deutschen
sind wieder vorne dran, wenn es darum geht, Geld da rüber zu schicken,
von wegen dem Aufbau und so.
....den Kerl kriegen die so wie
so nicht!!, So wie diesen..., wie hieß der noch mal, ...
ach ja, Bin irgendwie. Da werden
sie uns auch wieder zur Kasse bitten. Also nee, so langsam wünscht
man sich in einem Land zu leben, in dem die Amis Krieg spielen.
Da kommt dann hinterher wenigstens
was bei rum!!"
Mutav (alias Loki) | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Überall im Irak kommen Ereignisse
ans Tageslicht, die lange vor der Welt versteckt waren.
Ende der achtziger Jahre hatte
der Sohn von Saddam Hussein, Udei, eine Idee. Jedem jungen Mann der seinen
Beitritt
in die Armee verweigerte, sollte
ein Ohr abgeschnitten werden. Als sichtbares Zeichen der Weigerung in die
Armee
einzutreten und sich dem Drill,
zu beugen und Saddam und seinen Getreuen fraglos zu dienen.
Andere rissen aus den Militärcamps
aus. Es heißt das mehr als tausend jungen Irakern seit dem, ein Ohr
abgeschnitten wurde.
Viele waren auf der Flucht und
versteckten sich, so lange, bis sie von al-Mukthar entdeckt und gemeldet
wurden.
al-Mukthar waren ausgewählte
Beobachter, die penibel meldeten, wann in welchem Wohnblock, jemand aus-
oder einzog.
Ob eine Familie Söhne im
wehrpflichtigen Alter hatte. Die Maschen des Überwachungsnetzes waren
eng und so wurden
viele junge Männer entdeckt.
Stigmatisiert wurden sie von Ärzten, die zur Amputation des Ohres
gezwungen wurden,
oder es freiwillig taten, weil
sie die Lehre, die den jungen Männern erteilt wurde für richtig
hielten. Die Operationen
wurden auch im republikanischen
Krankenhaus in Basra durchgeführt. Zurück blieb lediglich ein
Knorpel.
Jeder der das sah wusste was
dies zu bedeuten hatte, jeder kannte die Stigmatisierung der Regimegegner.
Ilona Duerkop | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
25. April 2003
US-Hauptmann Philip Wolford hat
den Beschuss auf das Hotel Palestine, in Bagdad, am 8. April freigegeben,
nachdem seine Männer auf
dem Dach des Hotels eine Person mit einem Fernglas gesehen haben. Aus der
Umgebung
des Hotels seien sie von Heckenschtüzen
unter Beschuss genommen worden. Sie haben lediglich das Feuer ohne zu
zögern erwidert, dass sei
die Regel, erklärte der Hauptmann dem französischen Magazin „Novel
Observateur“.
Seine Truppe hatten bereits seit
mehreren Stunden heftige Gefechte. Das sich in dem Hotel Journalisten aufhielten
habe er nicht gewusst.
Wird sich der müde Soldat,
der nur seine Pflicht tat verantworten müssen?
Journalisten vor Ort haben bereits
erklärt, dass sie keine Schüsse vor dem Hotel gehört hatten.
Haben den Hauptmann bereits seine
Sinne verlassen, als er den Beschuss auf das Hotel freigab?
20 Minuten nach dem Beschuss
wussten die Soldaten, dass sie ein Hotel mit Journalisten unter Beschuss
genommen hatten.
Sie fühlten sich nach eigenen
Angaben, schlecht.
Aus US-Kreisen verlautete, der
Bericht des Magazins werde geprüft.
Journalisten wurden beschossen,
von US-Streitkräften. Diese Meldung wühlte die Presse auf. Für
eine kurze Zeit waren
die anderen Opfer des Krieges
vergessen, am 8. April.
Philip Wolford wird sich verantworten
müssen, wenn dieser Tag für die meisten Leser schon längst
vergessen sein wird.
Ihn wird sein „Versehen“ verfolgen,
oder tat er nur seine Arbeit und machte einen Fehler, wie sie im Krieg
so häufig, geschehen?
Wie oft erfährt die Öffentlichkeit
von solchen Fehlern?
Was sonst noch falsch lief, werden
wir wohl kaum erfahren. Fehler mit tödlichem Ausgang. Wir können
nicht an die
verletzten und getöteten
Journalisten denken, ohne auch an die anderen Opfer des Krieges zu denken.
Ada Dieckmann | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
27. April 2003
Ein altes jamaicanisches Sprichwort
sagt:
"Ein Friede ist besser als zehn
Siege"
Mr. Bush, Rumsfeld und Konsorten
sollten mal kurz, aber gründlich darüber nachdenken, ernsthaft.
Aber von jemandem,
der so von sich selbst überzeugt
ist, kann diesbezüglich wenig Verständnis und schon gar keine
Empathie erwartet werden.
Huntingtons "Clash of Cutures"
hat von denen keiner gelesen. Also demnächst bis Nordkorea, Sudan
und Jordanien etc.
In diesem Sinne: Sieg Heil!
Peter (Lisboa) Arndt//Laos | Kommentar schreiben | Kommentar lesen |
Was werden wir gegen die selbsternannte WeltPolizei unternehmen?
Schon werden im Irak Stimmen laut, die ihr Land gerne selbst verwalten wollen.
Die wohl wissen um die Hilfe die sie von Außen nötig haben, und selbst entscheiden wollen, Wen sie um Hilfe bitten.
Die WeltPolizei kann und darf diese Stimmen nicht überhören, aber sie haben schon weit mächtigere Stimmen überhört.
Ich glaube nicht, dass vielen Menschen bewusst ist, welcher Art die Geschichte ist, die gerade geschrieben wird und deren Zeugen wir sind, wenn auch nicht Augenzeugen, trotz der vielen Fernsehbilder nicht.
Wir müssen den Journalisten, die vor Ort sind, glauben was sie sehen und wie sei darüber schreiben. Mit ihrem Schreiben machen sie uns zu Augenzeugen und wir können und dürfen unsere Gedanken nicht verschließen, vor dem was jetzt, nach dem Krieg im Irak geschieht.
Die Journalisten schreiben um uns diesen einen Satz zu nehmen: Wir haben nichts gewusst!
Ilona Duerkop
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