Salonfourm
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Selena arbeitet an manchen Wochenenden,
unentgeltlich in einer Suppenküche für Obdachlose.
Hier der Bericht ihres ersten Tages,
im
Mutterhaus der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz
von Paul.
Seit einigen Wochen habe ich eine neue zusätzliche Aufgabe für
mich gefunden, das meine Freizeit am Wochenende sehr ausfüllt. Ich
helfe in einer Suppenküche für Obdachlose mit, die in einer Ordensschwestern-Schule
untergebracht ist. Ja, ich habe es geschafft, endlich etwas "handfestes"
machen zu dürfen, worüber ich schon lange nachdenke. Ich kann nie ohne tiefe Gefühle
an einem Obdachlosen vorbeigehen. Es ist so, als ob mich eine starke Energie
zu ihnen zieht, der ich bisher widerstanden habe (vielleicht war ich in
einem früheren Leben eine von ihnen?). Und immer fragte ich mich dabei:
WAS kann ich für diese Leute tun? WAS?!? Und wie schon oft bei mir,
kam die Antwort aus dem Internet-Universum! Ich blätterte die Seiten
über Klöster und über "Auszeit im Kloster" und las dann
plötzlich, dass Mitten in München so einen Ort gibt, wo für
die Obdachlosen eine "Suppenküche" exisitert.
Sofort habe ich eine Email dorthin geschrieben und innerhalb weniger
Stunden hat mir eine Ordensschwester geantwortet! Ich habe meine Hilfe
angeboten und sie schrieb, dass sie sich über jedes Paar Hände
freuen.
Ich war so überglücklich! Als ich am nächsten Sonntag
dort an der Tür stand, sagte mir diese Schwester "Na, Sie machen aber
Nägel mit Köpfen!" Sie war überrascht, dass ich nicht nur
"geredet" habe, sondern auch tatsächlich da war.
Soviel wie an diesem
Tag habe ich schon lange nicht mehr gearbeitet!
Es war sehr viel zu tun. Zu viert haben wir 120 Menschen verköstigt
und das in einem Tempo - Mamma mia! In den Essenraum passen nur max. 30
Leute - 5 Tische a' 6 Personen.
Es muss zuerst gedeckt werden, dann kommen die Menschen, die schon
seit über einer Stunde im Treppenhaus warten, rein, setzen sich hin,
dann wird Gebet gesprochen, dann die Suppe verteilt. Die Suppe kann so
oft nachgeholt werden, wie jeder möchte. Ach ja, ab 8.00 früh
werden als erstes Brote geschmiert – mit viel Butter, Käse und Wurst
in mehreren Schichten - damit sie auch satt werden. So, nach der Suppe
gibt es Kaffee mit Kuchen.
Wenn die Leute fertig sind, sammele ich schnell das Geschirr
ein, spüle ab, dann in so eine Schnellspülmaschine, die nur mit
heißem Wasser in 3 Min. spült, dann Geschirr rausnehmen, abtrocknen,
Tische abwischen, wieder auf die Tische verteilen, neue Brote verteilen,
Servietten, Besteck, und schon dürfen die nächsten 30 die Plätze
annehmen.
Und so in mehreren Durchgängen, weil die Leute alle schon draußen
warten, aber nicht alle auf einmal Platz haben. Phuuu! Ich schwitze dort,
weil immer im heißen Wasser abspülen und dann zwischen
den Tischen schnell alles verteilen...
Die Menschen, die essen kommen, sind optisch nicht unbedingt alle Bedürftige.
Die Schwester sagt, es kommen manchmal auch Reisende, die kein Geld haben,
wo anders zu essen. Aber die meisten sind, glaube ich, schon "ganz tief
im Leben" angekommen. Frauen machen vielleicht ein Fünftel aus, viele
sind Ausländer. Und was mich immer berührt - diese Leute sind so freundlich
und so dankbar, dass für sie jemand so was macht!
Wie sie sich bedanken nach dem Essen - immer wieder, manche mit Tränen
in den Augen, manche mit solch schuldvollen Blicken, dass mir ganz anders
wird.
Hinter jedem Menschen ist ein Riesenschicksal, das ich nicht kenne
- ich weiß nichts von ihnen. Wieso sie dort angekommen sind, wo sie
jetzt sind. Ich würde gerne die Geschichten von ihnen hören.
Aber ich frage nicht.
Ich denke, jede von uns muss für sich selbst entscheiden, wie sie auf solche Menschen reagiert, wenn sie auf sie trifft. Nicht jeder von uns liegt es, mit diesen Menschen direkt in Kontakt zu kommen - es gibt viele Wege, zu helfen, wenn das Bedürfnis danach da ist.
Für mich kommt es nicht in Frage, mich "abzuwenden" - denn die s. g. "geordnete Verhältnisse", in denen ich momentan lebe, können in dieser unserer Gesellschaft sehr schnell umkippen...
Liebe Grüße
Selena
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