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19. Oktober 2002
Zettelkasten

Alle wissen, dass die Zeit rast, wenn man möchte, dass sie langsam vergeht, und dass sie kriecht, wenn sie schnell vergehen soll. Und niemand spricht über die Relativität der Zeit im Unbewußten.
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 78)

Wie kommt es, dass auf  der ganzen Welt alles fließt? Die Beziehungen geraten aus dem Gleichgewicht, Realitäten zerbrechen. Wie hätte man diese Situation zum Beispiel im Film dargestellt? Zwei Menschen, die getrennt voneinander sitzen, und seine Hände auf dem Lenkrad. Wie überschreiten Menschen eigentlich die Grenzen?
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 85)
 

„Ich bin sehr neugierig, ich will Bescheid wissen. Über die Leute. Und überhaupt.“
„Das kann manchmal gefährlich sein.“
„Ja? Warum?“ Seine Augen wurden rund.
„Weil man nicht weiß, was man erfahren wird und was man dann mit diesem Wissen anfängt.“
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 89)
 

„Ich möchte gerne wissen“, hörte Jo`ela sich vorwurfsvoll sagen, „warum man die Teller stehenlassen muß und nicht abwaschen kann? Wartet man auf das Dienstmädchen oder was?“ Das war es nicht was sie hatte sagen wollen. Sie hatte vorgehabt zu lächeln, aber etwas an der provozierenden Haltung, an den Eistellern und der Ameisenstraße hatte ihren Wunsch erstickt, Ja´aras Wange zu berühren, nah bei ihr zu stehen, die Einsamkeit zu durchbrechen, die ihre Tochter durch ihre Haltung demostrierte. Die Erkenntnis, dass die beiden Teller und das Löffelchen bedeutungslos waren, rückte in den Hintergrund.
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 94)
 

Wenn man auf seinen Nächsten Rücksicht nimmt, wenn man wirklich an ihn denkt, wenn man seine Gedankengänge genau kennt – wieviel Platz bleibt dann noch für Offenheit? Sie mußte sich nicht wegen dieses Mannes im Auto strafen, sie konnte sich mit dem Leiden an der tagtäglichen Erfahrung begnügen, dass man nicht tun durfte, was man wollte. Und vielleicht ist das ja Liebe. Aber wenn man es so betrachtete, war alles, was von einem gemeinsamen Leben blieb, eine fortdauernde Ordnung. Ein geheimer Vertrag, Ruhe zu bewahren. Ein Abkommen über gegenseitiges Verzichten, wie ihre Mutter behauptete. Sie sprach nicht über das Ersticken, sie kam, nur bis zum Verzichten.
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 100)
 

...... ob die Ereignisse eine Frage des Glücks, der Verkettung zufälliger Umstände oder historische Notwendigkeit seien, ...
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 105)
 

Die Scham war es, die von ihr verlangte, sich zurückzuhalten, auf offenes Pathos zu verzichten, es auf dem Weg von innen nach außen auszumerzen. Sie wußte schließlich selbst, wie sonderbar ihr Gang nach Me’a Sche’armin war, und mußte schon beim Erzählen der Vorgeschichte diese Erkenntnus, diese beschämende Selbstverurteilung einflechten, um nicht von lähmender Verwirrung erfaßt zu werden. In der kritischen Darlegung ihres Dranges, verbunden mit vielen Erklärungen, die sie ihren Bedürfnissen überstülpte, übte sie Verrat an sich selbst und verkleinerte die Sache, um sich verständlich zu machen.
Roman, So habe ich es mir nicht vorgestellt, von Batya Gur (S. 287)

© bei der Autorin Batya Gur

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