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14. März 2002
den Dichterinnen und Dichtern

will ich heute abend zu dieser späten Stunde, die mich endlich die Hitze des Tages vergessen läßt, danken und ihre Gedanken und Worte treffen mich an, allein.
Das Net, das mir meine in Deutschland zurück gelassene Biblithek ersetz. Mein Dank gilt auch den Menschen die ihre Zeit einem bestimmten Dichter gewidmet haben und oft liebevolle Homepages erstellt haben. Ohne sie bliebe die Suchmaske meiner Suchmaschine leer.
Isabell Allende war es die mich wieder an Pablo Neruda erinnert hat. Während ich der Hitze des Tages kaum entrinnen konnte und meine Glieder und mein Körper sich immer noch nicht wieder damit abgefunden haben, las ich ihr Buch Paula. Der Tag bei Pablo Neruda am Meer, der sie davon überzeugte das sie als Journalistin nicht taugte und ihr erzählerisches Talent dem Roman widmen sollte. Sie hat seine Worte beherzigt.
Pablo Neruda die Welt wäre ärmer, wenn sie seine Worte nicht hätte. Ein Gedächtnis das sich audrücken will und kann! Auf der Webseite die ich heute im Net fand, traf ich auf den liebenden, den sich erinnernden Pablo Neruda und seine Worte trafen mich und führten meine Gedanken fort.
Einen weiten Bogen lies ich die Gedanken beschreiben. Am Ende dieses Bogens traf ich auf die Dankbarkeit.
Dankbar jenen Dichterinnen und Dichtern die dem drängen in ihnen nachgingen und Wort werden liessen. Rose Ausländer, Else Lasker-Schüler, Claire Goll, Erich Fried, Rainer Maria Rilke, Peter Handtke, Wjatscheslaw Kuprijanow, Reiner Kunze. Eine ganz persönliche Auswahl der Dichter die ich immer und immer wieder lese. Deren Gedichte ich ausdruckte und auf der Rückseite dieser Ausdrucke schrieb ich meine Briefe an Freunde, das war mein Briefpapier und weit mehr als das.
Wjatscheslaw Kuprijanow erlebte ich auf einer Lesung in der Stadtbücherei Bonn, eine von wenigen die ich besuchte. Beschämt erinnere ich mich noch daran wie ich heimlich lächelte über die Frau die kurz zu Beginn der Lesung, als alle schon saßen und auch Wjatscheslaw Kuprijanow bereits am Stehpult stand, mit einem riesigen Strauß roter Rosen die Bücherei betrat und außer Atem aber voll Glück, ihrem Dichter die Rosenpracht überreichte. Alle lächelten leicht spöttisch.
Am Ende der Lesung verstand ich diese große Geste und ich erkannte den Mut dieser Frau. Wir alle die wir da saßen hatten zu danken für zwei Stunden, voller Worte, die so anders waren und die Objekte über die sie sprachen so entfremdedeten, dass auch wir sie wieder sehen konnten, ohne Vorbehalt und in ihrer Nachktheit erkannten wir die vielen Dinge die wir im Alltag nicht wahrnehmen.
Doch der Dichter ging allein, mit den roten Rosen, in sein Hotelzimmer.

© 2002 Ilona Duerkop

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