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22. Februar 2002
Im Wellengang der Gedanken

Laß ich mich treiben und verfolge nicht immer ein Ziel. Ungerichtetes Denken. Manchmal bloßer Zeitvertreib, vor allem beim Warten. Sinnlosem Leerlauf, von Zeit zu Zeit auch im Gehirn. Eine Art inwendiges Hüpfe-Kästchen-Spiel. Wenn dann, bis hier hin und dann weiter. Zeit vertreiben. Was ist so schlimm an der Zeit, das sie vertrieben werden muss, Vertriebene auch hier.
Worte nur, ein Spiel, ein inwendiges Spiel. Ich spiele mit mir allein, auch Langeweile, eine lange Weile, dorthin auch die totgeschlagene Zeit. Welch Verschwendung denke ich kurz, beim Warten ohne zu sehen. Denn wenn ich sehe kann ich nicht spielen. Zitate, die ich genau behalten wollte, dann überstanden sie doch nur die nächste Stunde, von da an nur noch Bruchstücke. Zusammen setzen, neue Bilder, aber nicht jetzt, ohne Papier und Bleistift. Irgendwie weiß ich schon, keine Zeit nirgends um mit diesem Spiel ernst zu machen und es nageln Wort für Wort auf das Papier, blutlos und einmal mehr ohne Kreuz. Ein Bild des Jammers, je nach Kirche mehr oder weniger grausig. Angetan den Schrecken zu rufen, bildgewordene Schuld. Unschuld eine leere Hülle, eine Phrase nur, weniger als der Dubberstein. Wann war es als ich die Bedeutung des Wortes Dubberstein lernte. Seltsam etwas nicht zu wissen, was ich täglich in den Händen hielt und warf auf eines der Felder, dann einbeinig, hüpf hüpf, der Dubberstein das Ziel nur um sofort wieder von vorn zu beginnen.
Wie jetzt auf dem selbstreguliertem Wellengang, treiben mit ausgestreckten Armen, ausliefern. Den eigenen Gedanken, nicht schlimm. Meistens nicht schlimm. Wenn doch dann weiter, das Ziel ist ein vorüber gehendes. Ich stelle es mir vor, verhuscht, fahrig und nervös. Irgendwie getrieben, vielleicht wie das Blatt im Herbstwind, das vom Fliegen träumte einen langen Sommer lang und dann war der Flug so kurz und Heimweh befiel das Blatt, zu spät, zu spät die Erkenntnis. Noch bebor die Erkenntnis mitgeteilt werden konnte hauchte das Blatt sein Leben aus. Eine Geschichte nur, doch so habe ich Erkenntnis schon gelesen, bei den großen SchriftstellerInnen. Nicht alles erfunden, wie Geschichten entstehen, manchmal ist am Anfang ein Spiel, ein inwendiges Spiel.
Manchmal nur wahllos aneinander gereihte Worte die die LeserInnen langweilen.
Zeitverschwendung. Zeit tot schlagen. Zeit vertreiben.
Ich bekenne mich schuldig. Schuldig am Biegen und Dehenen, nicht aber am Zerren.
Jede Verzerrung ist ungewollt und zufällig, ja ich glaube das kann ich wirklich schreiben.
Voller Zufälle ist dieser Salonbeitrag.
Dem Einen zu lang, dem Anderen zu kurz. Wer will mag wählen, mag sich entscheiden.
Ich breche hier ab.

© (2002)  Ilona Duerkop

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"Ich schreibe, sie schrieb, daß das Gedächtnis schwach und der Lauf eines Lebens kurz ist und alles so rasch geschieht, daß wir den Zusammenhang zwischen den Ereignissen nicht mehr sehen, die Folgen der Taten nicht mehr ermessen können, wir glauben an die Fiktion der Zeit, an Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, aber es kann auch sein, daß alles gleichzeitig geschieht, wie die drei Schwestern Mora sagten, die fähig waren, im Raum die Geister aller Epochen zu sehen."
Zitat aus: Das Geisterhaus          Isabell Allende