14. Juni 2001
Autobiographisches

Oft werde ich darauf hingewiesen, dass in der History meines Tagebuches nur etwas über die Geschichte des laotischen Tagebuches zu lesen ist, nichts aber über die Autorin Ilona Duerkop. Besonders häufig taucht die Frage auf, wie ich nach Laos kam und was ich in Laos mache.
Vielleicht verwechselt mein sprödes Schweigen zwei grundverschiedene Dinge. Das Bedürfnis etwas über eine Romanautorin zu erfahren und das Bedürfnis etwas über eine Tagebuchautorin zu erfahren.
Oder soll ich lieber schreiben: Autorin eines autobigraphischen Textes?
Denn es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen beiden Autoren.
Bei der Romanautorin interessiert mich in erster Linie ihr weiteres Schaffen. Ist der Roman ein Erstlingswerk, dann möchte ich auch gerne wissen in welchem Alter die Autorin ist, entweder ich denke noch so jung, mit ein wenig Neid, oder schon so alt, wobei ich erleichtert denke noch Zeit zu haben. Mich interessiert nicht wo die Autorin lebt, nicht ob sie verheiratet ist, geschieden oder ledig, auch interessiert mich nicht ob sie Kinder hat. Ich bewundere ihre Gabe, oder auch nicht.
Manchmal interessiert mich ob sie vom Fach oder Quereinsteigerin ist, wobei ich mit der jeweiligen Information dann nichts anfange. Habe ich bekannte Gedankengänge gefunden, oder auch ganz Neue, die ich mir dann unterstreiche, oder mit Fingernagel und umgeknickter Ecke markiere, und am Ende des Romans wieder lese, dann interessiert mich auch mehr, wie die Autorin aussieht. Manchmal werfe ich ihrem Bild einen dankbaren Blick zu, wenn ihr Roman mich beeindruckt hat.
Möglich das es so den meisten Lesern  geht, möglich das es den Lesern nicht so geht.
Als Autorin denke ich, dass der Leser nicht wissen muss, ob ich verheiratet bin, oder nicht, ob ich Kinder habe, oder keine, oder wie alt oder jung ich bin. Mein Roman soll ihn interessieren, mit den Figuren soll er leben, solange er liest und nicht dabei überlegen ob sie mir bekannten Personen entsprechen, kurz er soll offen sein und sich eine Geschichte erzählen lassen.
Ich empfinde es als äusserst störend, wenn nicht gar dumm, wenn eine Frau in einer meiner Erzählungen eine Therapie macht und erschreckend viele Leser gleich setzten, Ilona Duerkop habe eine Therapie gemacht.
Wie klein und jämmerlich ist ein Autor, wenn er nur selbst erlebtes beschreiben kann. Doch, dass mag dem Autor klar sein, aber dem Leser nicht. Was mir blieb war Irritation auf meiner Seite und eine gewisse Hemmung, mich in erfundene Leben zu weit hinein zu wagen, die vorüber ging, Gott sei es gedankt.
Wieviel Freude, auch teufliches Vergnügen, wäre für mich auf immer verloren gewesen.
Selbst meine Gedichte, das Genre das am Autobiographischsten überhaupt zählt; viele sind es, manche nicht.
Das Interesse wächst mit der Art des Genres. Beim Tagebuch, oder Reisebericht, beim Erlebnisbericht, kurz beim Autobiographischen sieht es mit dem Interresse an der Person der Autroin schon anders aus!
Es ist grösser, diese Erfahrung konnte ich selbst machen. Jedoch weiss ich nicht wie ich mich zu dieser Erfahrung verhalten soll. Moglicherweise wäre es einfacher, wenn ich wüsste "Warum" meine Leser mehr über mich wissen möchten?
Ich glaube das die Aurorin eines Tagebuches, nicht so wichtig ist, was ihr privates Leben angeht. Alles was sie mitteilen will steht im Text und ob sie Lehrerin, Entwicklungshelferin oder sonst was ist, spielt keine Rolle. Ihre Stimme ist zu hören und mit jeder Seite ahnt man den Menschen der sie geschrieben hat, ist das nicht genug? Führt jedes autobiographische Wissen nicht zwangsläufig in eine bestimmte Schublade? Verzerrt es nicht gar den Inhalt des laotischen Tagebuches?

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© 2001 Ilona Duerkop
 
 
 
 
 
 
 
 

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